Vor zwei Jahren wurde Bernard Madoff verhaftet. Seitdem sorgt Irving Picard mit milliardenschweren Klagen weltweit für Aufsehen.
Als am 11. Dezember 2008 der bislang größte Betrug der Geschichte aufflog, ahnte Irving Picard sofort, dass nun seine Stunde schlägt. Der New Yorker Staranwalt gilt als einer der Besten seines Faches, der Insolvenzverwaltung. Viele Konkurse hatte er schon abgewickelt, auch solche, in denen es um Millionen ging, etwa jenen des Finanziers Park South Securities. Doch der Fall Madoff, das bedeute für einen Masseverwalter Weihnachten und Ostern zugleich, waren sich US-Kommentatoren sehr schnell einig.
Vier Tage später bekam Picard, der die Öffentlichkeit scheut und kaum Interviews gibt, den Fall zugesprochen. Die Bedingungen können sich sehen lassen. Treibt Picard mehr als eine Million Dollar ein, bekommt seine Kanzlei knapp drei Prozent der über diesen Betrag hinausgehenden Summe. Zwei Jahre später ist schon längst nicht mehr von Millionen die Rede. Es geht um Milliarden. „Er klagt wie verrückt“, ist aus Juristenkreisen zu hören. Mehr als 200 Forderungen über insgesamt 32 Mrd. Dollar hat der 69-Jährige bisher eingereicht. Seine Gegner sind unter anderem JP Morgan, HSBC, die ehemalige Bank Medici und deren Chefin Sonja Kohn sowie die Bank Austria.
Mit den Medien spricht Picard nicht gern. Er verhandelt lieber dezent im Hintergrund mit den Geklagten. Bislang konnte er zwei Mrd. Dollar außergerichtlich sicherstellen. Für die Opfer von Madoff, wie Picard betont. Nur drei Prozent, die fließen in seine Tasche. stef
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2010)