Wiener Ansichten

Wenn im Untergrund die Pratersternlein aufgehen

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Grau-in-graue Grauslichkeit? Das war einmal. Neue Farben für die Unterführung zur Hauptallee.

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Der Praterstern fristet seit Jahrzehnten eine bedauernswerte Existenz als stadträumlicher Unglücksort. Ungezählt – und längst unzählbar – die Zahl der Neu-, Um- und abermals Neuplanungen, ein neuer Bahnhof, vor dem der Magistrat ein Vordach so geschickt platzierte, dass es die Bahnhofsuhr verdeckt, eine Polizeidienststelle, die erst unverzichtbar war, wenig später abgesiedelt wurde, um abermals wenig später mit ebensolcher Selbstverständlichkeit in einen Bahnhofsanbau reintegriert zu werden, et cetera et cetera. Und was auch immer da geschah und wie unsinnig es sein mochte, alles ward stets von der treuherzigen Versicherung begleitet, jetzt endlich werde alles gut.
Da ist man schon froh, wenn wenigstens im Kleinen, im Detail sich etwas zum Besseren wendet. So geschehen kürzlich in jener Unterführung, die vom Inneren des Pratersterns zur Hauptallee führt. Typisches Kind jener Tage, in denen Fußgänger unter die Erde verbannt wurden, auf dass der Automobilverkehr ungestört fließen könne, verlor sie niemals den Charakter des Verbannungsorts, den man ungern betrat und nur umso schleuniger wieder verließ: eine grau-in-graue Grauslichkeit.
Ein Projekt der Kunst im öffentlichen Raum hat so viel urbaner Unerfreulichkeit ein zumindest temporäres Ende gesetzt: Das Künstlerduo Irena Eden und Stijn Lernout hat mit hellen, weichen Farben im Abgrund von ehedem „Neue Sterne für den Prater“ aufgehen lassen, und die strahlen, dass es derzeit und vielleicht noch ein paar Wochen lang eine Freude ist. Was davon längerfristig, nach allerlei unerwünschten „Überarbeitungen“, bleiben darf, wird sich weisen. Doch was soll's? Die jüngste Neufassung des Pratersterns steht derzeit vor dem Abschluss, und mit der, wir wissen es schon längst, wird ohnehin ganz sicher endlich alles gut . . .

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