Satellitendaten

ESA-Chef warnt: Klimakrise könnte Energiekrise rasch überschatten

Ein Satellitenbild von Sentinel-2 des Copernicus-Satellitenprogramms vom 13. Juli 2022, als in Faro, Portugal, Waldbrände wüteten.
Ein Satellitenbild von Sentinel-2 des Copernicus-Satellitenprogramms vom 13. Juli 2022, als in Faro, Portugal, Waldbrände wüteten.via REUTERS
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Die Auswertung der Satellitendaten geben Grund zur Sorge. Das gesamte Ökosystem werde sich schneller verändern, als die Wissenschaftler noch vor einigen Jahren erwartet hätten, mahnt ESA-Direktor Aschbacher.

Satellitendaten sprechen eine eindeutige Sprache: Der Juli 2021 war - sozusagen ex-aequo - mit dem Juli 2020 der drittwärmste Juli Europas seit Aufzeichnungsbeginn. Der Juli des Vorjahres war dabei aber nur um weniger als 0,1 Grad Celsius kühler als der Juli 2019 und 2016. Und die Messungen der letzten Wochen dürften erneut Rekorde bringen. Der „Copernicus Climate Change Service" (C3S) beobachtet per Satellitendaten die globale Lufttemperatur, die Meereisbedeckung und andere hydrologische Daten im Auftrag der Europäischen Union.

Der Leiter der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat in einem Interview, das Donnerstag erschienen ist, davor gewarnt, dass die wirtschaftlichen Schäden durch Hitzewellen und Dürren die Energiekrise in Europa in den Schatten stellen könnten, und dringende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels gefordert.

ESA-Direktor Josef Aschbacher sagte, die Copernicus Sentinel-3-Satellitenserie der ESA habe in den letzten Wochen "extreme" Landoberflächentemperaturen von mehr als 45 °C in Großbritannien, 50 °C in Frankreich und 60 °C in Spanien gemessen. Die Temperatur der Landoberfläche bestimmt die Luftzirkulation.

"Heute sind wir sehr besorgt über die Energiekrise, und das zu Recht. Aber diese Krise ist sehr klein im Vergleich zu den Auswirkungen
des Klimawandels, der ein viel größeres Ausmaß hat und
der wirklich extrem schnell angegangen werden muss", sagte Aschbacher in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

„Sichtbare Zeichen des Klimawandels"

"Es ist wirklich das gesamte Ökosystem, das sich sehr, sehr schnell verändert, und zwar viel schneller, als die Wissenschaftler noch vor einigen Jahren erwartet hatten", sagte der österreichische Wissenschaftler. "Dürre, Brände, die Intensität von Stürmen, alles zusammen ist das sichtbare Zeichen des Klimawandels.

In dem Maße, in dem die Temperaturveränderungen deutlicher werden, werden auch die Winde stärker und lösen heftigere Stürme aus. "Taifune sind viel stärker als früher, was die Windgeschwindigkeit und damit die Schäden angeht", so Aschbacher.

Sentinel-Satelliten

Mit dem Programm Copernicus werden umfassende Daten über Entwicklungen auf der Erde gesammelt. Die Informationen sollen Politikern bei Entscheidungen über Strukturmaßnahmen genauso verlässlich und dauerhaft zur Verfügung stehen wie Unternehmern, Landwirtschaft oder Wissenschaftern. Aber auch die Überwachung von Grenzen wird mit dem Datenmaterial aus Radar- oder Spektralaufnahmen einfacher.

Das nach dem Mathematiker und Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543) benannte Programm stützt sich auf Informationen von geplanten zehn Satelliten der Sentinel-Reihe, anderen Raumfahrtprojekten sowie Daten von Messballons, Flugzeugen, Wetterstationen, Flusspegeln oder Messbojen.

Informationen liefert Copernicus nicht nur zur Überwachung der Atmosphäre und des Klimawandels, sondern auch zur Landüberwachung mit Angaben etwa zu Vegetation, Bebauung oder Gewässern. Zudem geht es um Katastrophen- und Krisenmanagement. Kritisiert wird das Programm, weil es auch Sicherheitsinformationen bei Grenz- der Seeüberwachung liefern soll.

Copernicus ist aus dem europäischen Umwelt- und Sicherheitsüberwachungsprojekt GMES (Global Monitoring for Environment and Security) hervorgegangen. Getragen wird das Programm von der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).

(Red.)

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