Inflation

Wie es um Lohnerhöhungen in Krisenzeiten steht

Ist genügend Budget vorhanden, um Erhöhungen auszuzahlen?
Ist genügend Budget vorhanden, um Erhöhungen auszuzahlen?imago stock&people
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Neben steigender Inflation und hohen Produktionskosten sind Unternehmen damit konfrontiert, Reallöhne zu halten und Alternativen zu Gehaltserhöhungen zu finden. Dafür brauche es neben der Teuerungs-Prämie auch intern die Bereitschaft, an einem Maßnahmenpaket zu arbeiten:

Die Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Neben steigenden Energiekosten und Personalmangel rücken auch Gehaltsverhandlungen in den Vordergrund. Ist genügend Budget vorhanden, um Reallöhne zu halten? Und wie können Alternativen dazu gefunden werden?

Die gefühlte Inflation liege - je nach Warenkorb - zwischen 10 und 15 Prozent, sagt Maximilian Forstner, Senior Manager bei BDO. „Während Lebensmittel um rund zehn Prozent teurer geworden sind, zahlt man an der Tankstelle über 20 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren. Diesen Prozentsatz durch Gehaltserhöhung zu tilgen, schafft kaum ein Unternehmen.“

Die richtigen Schritte setzen

Obwohl die österreichische Nationalbank (ÖNB) die Inflation auf rund acht Prozent schätzt, sind Führungskräfte mit weitaus höheren Zahlen konfrontiert: „Von sieben oder acht Prozent ist selten die Rede. Die Arbeitnehmenden sagen ganz klar: Alles ist schlagartig teurer geworden und daher brauche ich mehr Lohn.“ Aufgrund dessen sind Arbeitgeber nun gefordert, ihre Gehaltsbudgets umzustrukturieren, sagt er, „wenn ein Unternehmer einem Beschäftigten mit 2.500 oder 3.000 brutto Monatsgehalt acht Prozent netto ausbezahlt, bedeutet das für ihn eine Kostenerhöhung von rund elf Prozent. Das ist für die meisten Unternehmen undenkbar.“

Ein erster Schritt sei es, die Teuerungsprämie des Anti-Teuerungs-Pakets der Bundesregierung zu nutzen, um die Inflation abzufedern. Und das möglichst transparent: Es gilt, ein Tool zu bauen, um Arbeitnehmenden die Möglichkeit zu geben, einen Einblick zu bekommen. Wurde dies bisher mehrheitlich von Führungskräften genutzt, sei es an der Zeit, mit ganzheitlicher Transparenz bei den Mitarbeitenden zu punkten. Dieses Instrument sollte dafür genutzt werden, um das Gehalt inklusive der Maßnahmen des Anti-Teuerungs-Pakets und der Erhöhung des Arbeitgebers plus Zusatzleistungen einzutragen.

Ein Beispiel:

Gemäß den Berechnungen der BDO-Steuerberater würde ein Angestellter mit einem Monatseinkommen von netto 1.928 Euro (Dienstgeberkosten: 3.563 Euro) mit der ÖNB-Prognose zur Inflation - also 7,6 Prozent - einen Verlust von netto 147 Euro monatlich machen. Durch die Nutzung der Teuerungsprämie in den Jahren 2022 und 2023 könnte dies vollständig ausgeglichen werden, sagt Forstner. Ähnlich sei es bei Gehaltserhöhungen: Mit einer Erhöhung von netto 147 Euro, steigt das netto Einkommen auf 2.075 Euro, bedeute aber für den Dienstgeber ein Plus von 345 Euro.

Die Folge sei, dass Arbeitgeber die Gehälter zwar anheben, aber die Teuerung nicht vollständig durch reine Gehaltserhöhungen ausgleichen können. Ein Maßnahmenpaket - bestehend aus der Entlastung durch den Staat, zusätzlichen Benefits und der besonderen Rücksicht niedriger Einkommensgruppen - müsse ausgearbeitet werden.

Es sei auch eine Frage der Haltung, sagt Forstner, die Arbeitnehmenden sollten es nicht als „selbstverständlich“ erachten, einen Ausgleich durch das Anti-Teuerungs-Paket der Bundesregierung zu erhalten. Die Einstellung „der Staat hat sich um mich zu kümmern“ sehe er kritisch, da man weiterdenken müsse, sagt er, und als Beschäftigter auch die Folgen für den Betrieb mitzubedenken habe.

Wertschätzende Gesten zahlen langfristig ein

„Unternehmen in Österreich nutzen noch lange nicht alle Maßnahmen, um steuerbegünstigt zu wirtschaften“, meint Forstner, und meint damit auch Zusatzleistungen. Von Tickets für den öffentlichen Nahverkehr über Essensgutscheine bis hin zum Freibetrag, der für Veranstaltungen und Geschenke aufzuwenden ist. „365 Euro zu überweisen hat aus psychologischer Sicht nicht einmal ansatzweise dieselbe Wirkung, wie sozial-kommunikative Events zu planen“, sagt er, und es ginge schließlich auch um das psychische Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Es diene als mächtiger Hebel, Wertschätzung zu transportieren.

Durch die Teuerungsprämie bis zu 3.000 Euro abgabefrei wären einige finanzielle Sorgen kurzzeitig zwar beseitigt, beschreibt er, Aufgabe der Arbeitgeber sei es jedoch, den Empfängern langfristig positive Aussichten zu geben: Eine Möglichkeit wäre, die Prämie aufzuteilen und über einen gewissen Zeitraum einen kleineren Betrag monatlich auszuzahlen. Man dürfe nur nicht vergessen, dass diese finanzielle Unterstützung auch wieder wegfalle. Deshalb sei es nützlich, vor allem in der Kommunikation auf „den Moment“ zu fokussieren, sagt er, „wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Deshalb können wir nur damit arbeiten, was wir aktuell zur Verfügung haben. Das gilt es auch den Beschäftigten zu kommunizieren.“ Er rate davon ab, Aussagen zu treffen, die über die kommenden 24 Monate hinausreichen.

Eine ähnliche Variante sei es, bereits jetzt und bis zum KV-Abschluss monatlich mehr auszuzahlen. Denn es gilt, schnell zu reagieren und ein klares Enddatum zu setzen.

„Sonstige Kosten“ gilt es aktuell einzusparen

Forstner rät Unternehmen aktuell, „sonstigen Kosten“ zu verringern. Es führe leider kein Weg daran vorbei, teure Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten aktuell einzusparen. Denn, sagt der HR-Manager, ein Budgetumschichten sei unumgänglich.

Er arbeite jedoch auch mit Unternehmen zusammen, die bereit sind, „in die Zukunft zu investieren“. Mutig zu sein und trotz steigender Kosten die Personalausgaben zu erhöhen, würden sich vor allem junge Unternehmer und Start-ups trauen, sagt er, denn sie vertrauen darauf, dass sich die Wirtschaft langfristig wieder erholt. Andere hätten bereits mit einer „ersten Rezessionsangst“ zu kämpfen.

Insgesamt empfiehlt er, sich den Themen Incentivierung, Vergütung und Motivation professionell zu nähern. Und sich die Frage zu stellen: „Was können wir finanziell machen und was sind die Bedürfnisse meiner Beschäftigten?“ Denn für Führungskräfte sei gerade nicht die richtige Zeit, sich zurückziehen und darauf zu hoffen, dass sich alles von selbst wieder bessere.

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