In Krisenzentren und Wohngemeinschaften herrscht akuter Personalmangel. Nicht nur die Belegschaft leidet unter der Dauerbelastung. Die Volksanwaltschaft berichtet von Übergriffen unter den Jugendlichen.
Anja G.* ist Jugendbetreuerin mit Leib und Seele - genauer gesagt: Sie war es. Denn erst kürzlich hat sie sich beruflich umorientiert, arbeitet nun nicht mehr als Sozialarbeiterin in einer Wohngemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe, sondern in einer privaten Einrichtung. Der Grund: Sie konnte die Dauerbelastung nicht mehr stemmen.
Rund 60 Stunden die Woche war sie mit bis zu acht Kindern in der Wohnung alleine. Das habe zu prekären Situationen geführt, erzählt sie. Etwa, wenn ein Kind handgreiflich wurde, ein anderes, gewalttraumatisiertes Kind daraufhin eine Panikattacke bekam. Für Anja G. bedeutete das: „Ich musste mich entscheiden, um wen ich mich kümmere.“