Unterhaltung

Streaming: Disney holt Netflix ein

FILE PHOTO: A smartphone screen showing the 'Disney+' logo is seen in front of the words 'streaming service' in this illustration
FILE PHOTO: A smartphone screen showing the 'Disney+' logo is seen in front of the words 'streaming service' in this illustrationREUTERS
  • Drucken

Die Freizeitparks sind wieder geöffnet, bei Disney sprudeln Umsatz und Gewinn, und man hat mehr Video-on-Demand-Kunden als Netflix. Doch in diesem Bereich ist der Wettbewerb hart.

Der größte Unterhaltungskonzern der Welt heißt Walt Disney. Das war schon länger der Fall, nun gibt es aber einen Punkt mehr, in dem das zutrifft: Die Video-on-Demand-Services Disney+, Hulu und ESPN+, die allesamt zum Disney-Konzern gehören, brachten es Ende Juni zusammen auf rund 221,1 Millionen Abos. Allein Disney+ gewann im abgelaufenen Quartal 14,4 Millionen Kunden dazu, doch auch die anderen Anbieter konnten sich steigern, bei ESPN+ war der relative Zuwachs mit 53 Prozent auf 22,8 Millionen Nutzer am stärksten.
Das gab Disney am Mittwochabend bei der Präsentation seiner Quartalszahlen bekannt. Netflix hatte zuletzt einen kleinen Nutzerschwund hinnehmen müssen und konnte nur noch 220,7 Millionen Bezahlkunden aufweisen. Zum Vergleich: Amazon Prime hat etwa 200 Millionen Streaming-Kunden und dürfte damit unangefochten auf Platz drei liegen. Andere Anbieter wie Comcast, Paramount oder Apple rangieren unter ferner liefen.

Profiteure der Lockdowns

Beim Börsenwert hat Disney Netflix schon lang wieder überholt: Der Mickey-Mouse-Konzern war am Mittwochabend 205 Milliarden Dollar wert, bevor die Aktie nach der Zahlenvorlage in die Höhe schnellte, Netflix brachte es auf 105 Milliarden Dollar. Seit einem Jahr hat die Disney-Aktie um 37 Prozent nachgegeben, jene von Netflix um 52 Prozent. In beiden Fällen sind langjährige Aktionäre Besseres gewöhnt: Das Netflix-Papier war vor dem Absturz eine der ertragreichsten Aktien der vergangenen 20 Jahre, Disney fand sich unter den Bestperformern der vergangenen 40 Jahre.

Netflix hatte zuletzt darunter gelitten, dass das starke Wachstum während der Corona-Lockdowns nicht in die Zeit nach der Pandemie mitgenommen werden konnte. Die Aktie war im ersten Halbjahr deutlich abgestürzt. Seit einem Monat gibt es aber ein Plus von 37 Prozent, nachdem das Unternehmen angekündigt hat, mit einem werbefinanzierten Angebot eine neue Kundenschicht ansprechen zu wollen. Der Kampf um Platz eins auf dem Streaming-Markt ist also wohl noch nicht zu Ende.

Zumal auch die Disney-Zahlen kleine Schönheitsfehler aufweisen: Innerhalb der USA und Kanadas fiel das Nutzerwachstum wesentlich schwächer aus als außerhalb, außerhalb lässt sich weniger Geld verdienen. Wie Netflix will nun auch Disney eine neue Zielgruppe erreichen, während es bei der bereits vorhandenen die Preise anhebt: So soll der Preis für das werbefreie Standardabo für Kunden in den USA um drei Dollar auf 10,99 Dollar pro Monat steigen. Dafür soll es zusätzlich eine günstigere Variante mit Werbepausen um monatlich 7,99 Dollar geben. Auch Pakete, die Angebote von Hulu oder ESPN+ enthalten, sollen teurer werden.

Disney hat gegenüber Netflix den Vorteil, dass es auf mehreren Beinen steht: Die Streaming-Sparte Disney+ startete in der zweiten Jahreshälfte 2019 und damit gerade rechtzeitig, um ebenfalls von den Corona-Lockdowns profitieren zu können. Das Geschäft mit den Disney-Freizeitparks und Kreuzfahrtschiffen hat während der Pandemie gelitten, springt aber jetzt wieder an. Die Parks sind nicht bloß wieder geöffnet, es können auch diverse Attraktionen wieder stattfinden, wie beispielsweise Treffen mit den Disney-Charakteren. Auch betreibt Disney Filmstudios und bietet Kabelfernsehen an.

Streaming ist defizitär

Insgesamt steigerte der Disney-Konzern seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal (per 2. Juli) um 26 Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar. Davon entfielen fast zwei Drittel auf die Sparte „Media and Entertainment Distribution“, jene Sparte, die auch das Streaming beinhaltet. In der Sparte „Parks, Experiences and Products“ war das Umsatzwachstum mit 70 Prozent aber weitaus größer. Das Betriebsergebnis kletterte um die Hälfte auf 3,56 Mrd. Dollar, der Nettogewinn um 53 Prozent auf 1,4 Mrd. Dollar.

Betrachtet man aber nur das Streaming-Geschäft („Direct to Consumer“), so ist dieses noch immer defizitär. Im abgelaufenen Quartal wies es einen operativen Verlust von 1,1 Milliarden Dollar aus, dreimal so viel wie vor einem Jahr, während man mit linearen Angeboten Gewinne schreibt. Erst 2024 soll Disney+ profitabel sein. Um der Konkurrenz Paroli bieten zu können, muss Disney viel Geld in die Hand nehmen.

Traditionelles Geschäft stark

Ken Leon, Aktienanalyst bei CFRA, meinte zu Bloomberg TV, die hohen Verluste des Streaming-Geschäfts und die große Abhängigkeit von Billigabonnenten (vor allem über die indische Sparte Hotstar) machten ihm zwar Sorgen. Auffallend gut sei es dagegen den Fernsehsendern und Themenparks ergangen. „Das war ein starkes Quartal, vor allem dank des traditionellen, etablierten Geschäfts“, sagte Leon.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.