Morgenglosse

Lasst russische Touristen nach Europa kommen

Ein Video einer Russin im Salzburg-Urlaub sorgt für Aufregung. Doch sollen russische Touristen von Europa ferngehalten werden?

„Russland wird siegen, Russland wird siegen“. Ein verstörendes Video auf Telegram sorgt derzeit für Aufregung in sozialen Medien wie Politik. Während ihres Urlaubs in Salzburg hatte sich eine Russin selbst dabei gefilmt, wie sie auf der Straße zwei mutmaßliche Ukrainerinnen beschimpft und verspottet. „Zum Teufel mit eurer Ukraine!“ ruft die Frau den Passantinnen schließlich zu.

Das Video veranlasste Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas zu dem umstrittenen Tweet, Europa zu besuchen sei „ein Privileg und kein Menschenrecht“. Tallinn fordert wie Helsinki und nun auch Prag einen Stopp der Vergabe von EU-Visa an russische Staatsbürger, die als Touristen in die Union einreisen wollen. Die tschechische Ratspräsidentschaft will das Anliegen beim kommenden EU-Außenministerrat Ende August vorbringen. Chefdiplomat Jan Lipavsky spricht von einem „klaren und direkten Signal an sämtliche russischen Staatsbürger.“

Doch der Vorstoß findet - völlig zu Recht - in mehreren Mitgliedstaaten wie Deutschland keine Zustimmung. Denn selbstverständlich ist es nicht nur legitim, sondern unbedingt nötig, den Machtzirkel Russlands um Präsident Wladimir Putin mit harten Sanktionen zu belegen, wie die EU das getan hat. Einfachen Bürgern pauschal die Einreise in die EU zu verbieten, würde aber heißen, diesen Menschen den offenen Zugang zu freien Demokratien und einer unabhängigen Medienwelt zu verwehren. Wo sonst sollen Russinnen sich ein Bild abseits der Moskauer Propagandamaschinerie machen, wenn nicht bei einer Reise außerhalb ihres Heimatlandes? Ein genereller Visa-Stopp für die russische Bevölkerung dagegen wäre kontraproduktiv, würde eine solche Maßnahme doch nur anti-westliche Ressentiments im Land schüren und so Putin in die Hände spielen.

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