Der Präsident der Türkei wollte einst den Sturz des syrischen Diktators. Doch nun braucht er ihn für seine Pläne in Nordsyrien.
Istanbul. „Mörder Assad“ und „Dieb Erdoğan“: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Syriens Staatschef Bashar al-Assad haben sich in den vergangenen Jahren nur beschimpft. Das könnte sich bald ändern, denn Erdoğan lässt Minister und Medien in der Türkei über ein bevorstehendes Telefonat mit Assad spekulieren. Druck der türkischen Wähler und von Kremlchef Wladimir Putin treiben Erdoğan zum Kurswechsel.
Der türkische Präsident deutete nach seinem Treffen mit Putin vergangene Woche ein Umdenken an. Der russische Präsident, der wichtigste internationale Partner Assads, hatte bei dem Gespräch die Bitte Erdoğans abgewiesen, die türkische Armee zur Bekämpfung der vor allem aus Kurden bestehenden Miliz YPG nach Nordsyrien schicken zu dürfen. Die YPG kämpfte an der Seite der USA gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS). Die Türkei betrachtet die YPG jedoch als „Terrorgruppe“ und Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit.