Leitartikel

Wann wird's mal endlich nicht mehr Sommer?

Imago/Jan Eifert
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Die Dürre in Europa ist kein Thema fürs Sommerloch, sondern das auf Dauer wichtigste, das wir haben. Wir müssen lernen, damit vernünftig umzugehen.

Die Idee ist ja nicht so blöd: Der spanische Premier, Pedro Sánchez, hat an alle Beamte und Manager appelliert, sich angesichts der Hitze locker zu machen. Krawatte runter, Sakko ausziehen, so wie er, der Chef. Dann kann man die Klimaanlage drosseln, von 18 auf 28 Grad stellen, und auch die Kolleginnen müssen nicht im brütend heißen Sommer Strickjacken tragen. Anhänger ergänzen eifrig: Zieht Hosen aus Leinen an, hängende Hemden aus Seide, in weiten Schnitten! Gender-Aktivistinnen drängen zu Rock und Fächer, „aber das traut ihr Machos euch ja nie!“. Die Schneider freilich protestieren. Politische Gegner zeigen sich trotzig mit Krawatte zur Badehose am Strand und schäumen auf Twitter: „Bald werden uns die Kommunisten zwingen, Hawaiihemden zu tragen und Tofu zu essen.“

Ein Sommerlochthema? Im Gegenteil, das wichtigste überhaupt. Nicht wegen der Energiepreise, die gerade zum Sparen zwingen, sondern wegen des Klimawandels, den wir nicht loswerden: Wie können wir ihn noch begrenzen, und wie passen wir uns an seine Folgen an, in Europa vor allem an die Dürre? Die skurrile Debatte in Spanien belegt in nuce: Wir zeigen uns dabei von unserer besten und schlechtesten Seite – ideenreich und erfinderisch, aber auch in ideologischen Schützengräben verschanzt. Und streitsüchtig – aber das, erklären uns die Psychologen, hat ja auch mit der Hitze zu tun.

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