Energiepreise

Haushaltsenergie wurde um 45 Prozent teurer

Der Spritpreis dürfte vorerst ein Plateau erreicht haben. Bei Strom und Gas steht dagegen ein Preisschub bevor.

Wien. Österreichs Haushalte zahlten im Juni um 45 Prozent mehr für Energie als im Jahr davor. Stark gestiegen sind die Preise für Treibstoffe, Heizöl und Gas, auch Holzpellets und Brennholz verteuerten sich kräftig. Sprit kostete im Juni und Juli erstmals großräumig mehr als zwei Euro je Liter, so die Österreichische Energieagentur.

Im Vergleich zum Vormonat Mai stiegen die Preise für Haushaltsenergie im Juni um 6,2 Prozent, wie aus dem von der Energieagentur errechneten Energiepreisindex (EPI) hervorgeht. Die Energiepreise seien der zentrale Preistreiber der Inflation gewesen. Aktuell habe sich die Lage bei den Spritpreisen etwas entspannt, so Energieagentur-Geschäftsführer Franz Angerer laut Pressemitteilung. Es scheine, als hätten die Preise für Treibstoffe zumindest kurzfristig ein Plateau erreicht. Mit Preissteigerungen wie im Juni sei bei Diesel, Superbenzin und Heizöl vorerst nicht zu rechnen. „Ganz anders zeigt sich die Situation jedoch bei Strom und Erdgas für Haushalte.“ Preisänderungen auf den Großhandelsmärkten würden an die Haushaltskunden meist mit Verzögerung weitergegeben. Der von der Energieagentur berechnete Strompreisindex war im Juni dreimal so hoch wie im Vorjahr, der Gaspreisindex um 424 Prozent höher. Dementsprechend hätten bereits zahlreiche Energieversorger die Preise angehoben oder dies angekündigt.

Neben der Gaskrise wirkten auch andere Faktoren auf den Strompreis: Die Trockenheit in großen Teilen Europas reduziere die Erzeugung in den Flusskraftwerken. Zudem seien in Frankreich viele Atomkraftwerke wegen technischer Mängel nicht in Betrieb, andere müssten gedrosselt werden, weil die für die Kühlung benötigten Flüsse zu wenig Wasser führten oder zu warm seien. Die hohen Preise seien ein Signal zum Diversifizieren hin zu mehr Windkraft, Fotovoltaik, Erdwärme und gleichzeitig mehr Energieeffizienz und Energiesparen, so Angerer.

100 Euro für eine Tankfüllung

Im Juni war Superbenzin laut EPI um 60,5 Prozent teurer als im Jahr davor und kostete um 13,9 Prozent mehr als im Mai 2022. Eine Tankfüllung (50 Liter) kam im Schnitt auf mehr als 100 Euro, damit musste man um etwa 40 Euro mehr bezahlen als im Jahr davor und um etwa 14 Euro mehr als im Mai. Diesel kostete im Jahresvergleich um 65,3 Prozent mehr, im Monatsabstand um 7,0 Prozent mehr. Der Heizölpreis hat sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt und stieg gegenüber dem Vormonat Mai um 9,3 Prozent. Eine Füllung von 3000 Litern kostete im Juni mehr als 4500 Euro.

Der Strompreis für Haushaltskunden war im Juni im Durchschnitt noch relativ stabil (plus 0,2Prozent im Jahresvergleich). Grund dafür sind laut Energieagentur Entlastungsmaßnahmen der Regierung, wie der Wegfall der Ökostromförderkosten und die befristete Reduktion der Elektrizitätsabgabe. Verschiedene Kundengruppen seien von Preissteigerungen aber sehr unterschiedlich betroffen. Gas war im Durchschnitt um 72,1 Prozent teurer als im Juni vergangenen Jahres.

Fernwärme kostete um 16,6Prozent mehr als im Jahr davor und war gegenüber Mai unverändert. Holzpellets waren um 52,7 Prozent teurer als im Juni 2021 und kosteten um 5,9 Prozent mehr als im Mai 2022. Der Brennholzpreis stieg im Jahresabstand um 33,9 Prozent und im Monatsvergleich um fünf Prozent. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2022)


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