Neugründungen

Über 18.000 neue Unternehmen

Im ersten Halbjahr wurden neuerlich mehr Unternehmen gegründet als vor der Pandemie. Sorgen bereitet potenziellen Gründern die hohe Inflation.

Wien. Trotz vieler Unsicherheiten werden in Österreich weiterhin zahlreiche Unternehmen gegründet. Zwar hat es im ersten Halbjahr 2022 mit 18.126 um 7,7 Prozent bzw. um rund 1500 weniger Neugründungen als im Vorjahreszeitraum gegeben, der Wert von vor der Pandemie wurde aber einmal mehr deutlich übertroffen.

Die Zahl der Neugründungen habe sich zuletzt auf hohem Niveau eingependelt, sagte Elisabeth Zehetner-Piewald, die Leiterin des WKO-Gründerservice. 2021 habe die Gründungseuphorie durch die Entspannung der pandemischen Lage einen Gipfel erreicht, erklärte Zehetner-Piewald den leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Es handle sich um einen „Ausreißer“, der aber den Trend nach oben bestätige. Im ersten Halbjahr 2021 wurden 19.635 Unternehmensgründungen registriert, 2019 waren es 17.124 gewesen.

Nach Branchen betrachtet gab es heuer im ersten Halbjahr kaum Verschiebungen. Der größte Sparten-Anteil entfiel mit 40,2 Prozent weiter auf Gewerbe und Handwerk, gefolgt vom Handel mit 25,7 Prozent und Information und Consulting mit gut 20 Prozent. Die Branchenverteilung sei insgesamt stabil, einzig im Handel habe man wegen des pandemiebedingten Booms im E-Commerce einen leichten Rückgang bei den Neugründungen verzeichnet. Weiter hoch war auch der Frauenanteil, der mit 44,2 Prozent gut im Schnitt der letzten Jahre lag.

Arbeitsmarktlage ungünstig

Den Gründergeist sieht Zehetner-Piewald hierzulande aufrecht, es gebe derzeit aber auch viele Bedenken, etwa wegen der hohen Inflation. In einer solchen Lage überlege man es sich zweimal, ob man seinen Gründungswunsch zum jetzigen Zeitpunkt realisiert, so die Gründerservice-Leiterin. Auch die Situation am Arbeitsmarkt fördere nicht unbedingt Gründungsambitionen. Man könne es sich „als Arbeitnehmer de facto, wenn man qualifiziert ist, gerade aussuchen, wo man arbeitet“, das führe dazu, dass viele Personen ihren Wunsch nach Selbstständigkeit hintanstellen. Zudem sei auch der Arbeitskräftemangel ein Problem.

Einen größeren Rückgang der Gründungen in naher Zukunft erwartet Zehetner-Piewald dennoch nicht. Im Sinne einer weiter positiven Entwicklung brauche es aber eine Verbesserung der Rahmenbedingungen – so könnte ein Beteiligungsfreibetrag Anreize in der Finanzierung schaffen. Geht es nach Zehetner-Piewald, sollte außerdem bei der Arbeitslosenversicherung für Selbstständige nachgeschärft werden, um hier zusätzliche Sicherheit zu schaffen. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2022)

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