Pizzicato

Lies mich, ich bin topsecret!

Groß ist der Wirbel um Geheimpapiere, die Ex-US-Präsident Donald Trump offenbar aus dem Weißen Haus in sein bescheidenes Häuschen nach Florida mitgenommen hat. Darunter seien gar „Topsecret“-Akten über Atomwaffen, heißt es.

Über welche und wessen Atomwaffen, ist indes nicht so bekannt, egal. FBI-Beamte fanden auch Schachteln mit anderem Zeug aus dem Präsidentensitz, Fotoalben und irgendwelche „Informationen“ über den Präsidenten von Frankreich.

Nun ja: Täten Sie als Präsident nix aus dem Weißen Haus mitnehmen bzw. als Besucher fladern wollen? Das ist doch die Chance! Also ein Kuli geht immer. Oder eine Tasse. Wenn man als Besucher das Glück hat, dort aufs Klo zu müssen oder eher zu dürfen, ist doch ein Stückerl Seife flugs eingesteckt. Zumal's im Weißen Haus noch ganz spezielle Schätze geben soll: Einige Zigarren von Bill Clinton aus dem Oval Office. Hitlers Bettelbrief von 1942, ob Amerika trotz allem nicht doch wieder den Sirup fürs Coca-Cola-Machen liefern täte. Der Einkaufszettel von Michael Gorbatschows Frau, Raissa, mit dem sie Nancy Reagan bat, ein paar Dinge zu besorgen. Das Stück vom Vieux-boulogne, dem normannischen Rotschmierkäse, den François Mitterrand mitbrachte und wegen dem sich seither keiner mehr traut, den Kühlschrank zu öffnen. Die handsignierte CD „American Idiot“ der Punkband Green Day von Barack Obama.

Übrigens: Geheimpapiere mit „Topsecret“, „vertraulich" etc. zu beschriften, ist ohnehin Nonsens. Kannst ja gleich „Lies mich, ich bin geheim!“ draufschreiben. Richtig superheikle Sachen steckt man in irreführende oder neutrale Umschläge. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2022)

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