Salzburger Festspiele

Zwei Solistenkonzerte zeigten, wie unterschiedlich Virtuosität klingt

Packend: Arcadi Volodos und Patricia Kopatchinskaja.

Samstag zelebrierte Arcadi Volodos im Haus für Mozart ein Hochamt der Abgesänge, der zärtlichen Adieux, des bewegenden Verlöschens. Allein Schuberts „Gasteiner Sonate“ (D 850) vor der Pause erweckte den Eindruck der schönsten Musik der Welt. Der Pianist weiß den Gestus der „himmlischen Längen“, zu dem Schubert hier die Unendlichkeit der Natur inspiriert haben mag, durchs ganze Werk zu ziehen, in bedachtsamen Tempi und zugleich mit enorm langem Atem und Innenspannung.

Die immer wieder so merkwürdig erblühenden Klangflächen nicht zu vergessen, wo die Motive sich plötzlich von jeglichem Sonatenzusammenhang zu emanzipieren scheinen und einfach abheben; wo Schubert schwerelos unbewegte, aber in sich belebte Akkorde ausmalt: Das setzt gleichsam den „Alltag“ außer Kraft – mit etwas, das man vielleicht einen musikalischen Höhenrausch nennen darf. Dabei greift Volodos von Beginn an mit Zäsuren und agogischen Kontrasten gliedernd ein und konturiert die musikalischen Charaktere mit klaren Linien. Die große Erzählung erwächst daraus umso lebendiger und zugleich entrückter. Höhenrausch, der zugleich in Tiefsinn hinabtaucht, prägte dann auch Musik Schumanns, zunächst die „Kinderszenen“, wehmütige Miniaturen, zu Zärtlichkeitsromanen ausgedehnt. Dann die C-Dur-Fantasie, diese Mischung aus poetischer Innenschau und offizieller, wenn auch kunstvoll verschlüsselter Beethoven-Huldigung. Auch sie geriet Volodos zum Paradestück des erfüllten Abgesangs.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.