In der Schlusskurve der Wiener Verhandlungen provoziert die Islamische Republik mit Schuldzuweisungen an Salman Rushdie. Der mutmaßliche Attentäter verehrte die Revolutionsgarden – sie sind ein Streitpunkt bei den Gesprächen.
Istanbul/Teheran. In der entscheidenden Phase der Wiener Atomgespräche provoziert der Iran seine westlichen Verhandlungspartner mit Schuldzuweisungen an den Schriftsteller Salman Rushdie, der bei einem Mordanschlag knapp dem Tod entronnen ist. Rushdie sei selbst für die Tat verantwortlich, weil er mit seinem Roman „Die satanischen Verse“ den Islam beleidigt und damit die Wut von 1,5 Milliarden Muslimen in der Welt auf sich gezogen habe, erklärte ein Außenamtssprecher in Teheran am Montag. Gleichzeitig kündigte der Iran für die Nacht zum Dienstag eine Antwort auf einen Einigungsvorschlag der EU im Atomstreit an.
Der Iran spricht seit anderthalb Jahren in Wien mit China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA über eine Rückkehr zum Atomabkommen von 2015, das den Bau einer iranischen Atombombe verhindern sollte. Letzte Woche legte die EU als Vermittlerin den beteiligten Staaten einen 25-seitigen Einigungsentwurf vor. Er sieht nach Medienberichten einen Abbau internationaler Sanktionen gegen den Iran vor. Im Gegenzug soll Teheran die Urananreicherung stoppen.