Schweiz

Rachmaninow hat nichts mit Kitsch zu tun

Riccardo Chailly dirigiert einen Rachmaninow-Zyklus beim Lucerne Festival, das heuer unter dem Motto „Diversity“ steht. Dieses Prinzip wird auch in der Klassik zurecht immer wichtiger.

„Er hat grandiose Filmmusik geschrieben“, bemerkte Strawinski abfällig über Rachmaninow. Dabei hatte dieser nie Filmmusik komponiert und konnte nichts dafür, dass seine Musik Hollywood als Vorbild diente. Das Stigma blieb aber, Brendel lästerte ein Leben lang über den vermeintlichen Kitsch, und Abbado ignorierte mit seinem Lucerne Festival Orchestra den Wahlluzerner Rachmaninow konsequent. Sein Nachfolger Riccardo Chailly korrigiert das nun mit einem saisonübergreifenden Rachmaninow-Zyklus, am 13. August waren die Sinfonie und das Klavierkonzert Nr. 2 dran.

Etwas erstaunlich spielte Mao Fujita den Solopart, der seinen Durchbruch zwar mit einer Silbermedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb 2019 hatte, seitdem aber vor allem als filigraner Mozartpianist von sich reden machte. Trotz seiner kleinen Körpergröße griff er die eröffnenden Arpeggien ohne Brechung – diese glockenhaften Akkorde brach auf Aufnahmen sogar der Komponist selbst. Chailly nahm im ersten Satz wenig Rücksicht auf den begrenzten Umfang des kristallinen Klangs von Fujita; um gegen die gigantischen Orchesterwellen anzukommen, hätte es einen Matsuev gebraucht. Der steckt aber bekanntlich wegen seiner Putinnähe hinter dem neuen Eisernen Vorhang fest.

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