Polen und Deutschland

Was verursacht das enorme Fischsterben in der Oder?

APA/AFP/MARCIN BIELECKI
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Fast hundert Tonnen tote Fische hat die polnische Feuerwehr bereits aus dem Fluss geborgen. Zur Ursache des Massensterbens gibt es drei Hypothesen.

Eine Woche nach Entdeckung Tausender toter Fische in der Oder ist die Ursache für das massenhafte Sterben weiter unklar. Die EU-Kommission hat unterdessen den Behörden in Deutschland und Polen bei den Untersuchungen Unterstützung angeboten. "Wir sind bereit, mit allen Mitteln zu helfen bezüglich Expertise und Informationsaustausch mit anderen Ländern, um Antworten und Lösungen zu finden", sagte eine Kommissionssprecherin am Dienstag in Brüssel.

Man sei mit den Behörden beider Länder in Kontakt. Am Nachmittag sprach Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius mit der deutschen Umweltministerin Steffi Lemke. Man müsse Verschmutzungen so früh wie möglich und auch besser erkennen und koordiniert auf länderübergreifende Fälle reagieren, schrieb er danach auf Twitter. Sinkevičius habe auch mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa telefoniert, sagte ein Sprecher.

Bisher keine giftigen Substanzen entdeckt

Das Brandenburger Landesumweltamt hat inzwischen erste Laborergebnisse ausgewertet. Die am Montagabend vom Landeslabor Berlin-Brandenburg in einer ersten Tranche übermittelten Ergebnisse hätten keine besonders hohen Werte für Metalle wie Quecksilber gezeigt, hieß es am Dienstag vom Ministerium. Eine einzelne Ursache für die Umweltkatastrophe lasse sich nicht erkennen.

Auch nach Angaben der polnischen Regierung sind in den untersuchten Wasserproben aus der Oder bisher keine toxischen Substanzen entdeckt worden, die das Fischsterben verursacht haben. In den Proben toter Fische seien zudem keine Hinweise auf Pestizide gefunden worden, berichtete Anna Moskwa am Dienstag in Warschau.

Drei Hypothesen zur Ursache

Die Ministerin sagte weiter, bei den Untersuchungen zu den Ursachen des Massenfischsterbens würden derzeit drei Hypothesen in Betracht gezogen: Die erste ist das mögliche Eindringen eines giftigen Stoffes ins Wasser, entweder beim Produktionsprozess in einem an der Oder ansässigen Industriebetrieb oder durch eine illegale Einleitung in den Fluss.

Die zweite Hypothese besagt, dass die Ursachen natürlicher Natur waren: hohe Temperaturen, niedrige Wasserstände und erhöhte Schadstoffkonzentrationen. Die Umweltbehörde untersuche alle Umstände, die den hohen Salzgehalt und die hohe Wassertemperatur erklären könnten, so Moskwa. Die dritte Option, die untersucht werde, sei die Einleitung einer großen Menge chlorhaltigen Brauchwassers in die Oder. Chlor könne möglicherweise eine Verschmutzung der Bodensedimente auslösen, sagte die Ministerin.

Fluss-Werte haben sich dramatisch verändert

Auf der Website des Brandenburger Landesumweltamts lässt sich ablesen, dass sich die Werte im Fluss vom 7. August an dramatisch veränderten. So schnellten der Sauerstoffgehalt, der pH-Wert, die Trübung und andere Werte schlagartig nach oben, während die Menge von Nitrat-Stickstoff deutlich abfiel.

IMAGO/Eastnews

Die polnische Feuerwehr hat nach eigenen Angaben bisher fast hundert Tonnen toter Fische aus dem Grenzfluss und einem kleineren Fluss geborgen, der keine Verbindung zur Oder hat. Auch in Brandenburg sammelten Helfer die Fischkadaver an der Oder ein. Die verendeten Tiere werden in speziellen Verbrennungsanlagen vernichtet. Über die in Deutschland eingesammelten Mengen gab es noch keine Angaben.

(APA/dpa)

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