"Gen Z for Change"

TikTok-Stars boykottieren Amazon

Streikenden Amazon-Angestellten bekommen nun Unterstützung: Content Creator der Plattform TikTok boykottieren Amazon.
Streikenden Amazon-Angestellten bekommen nun Unterstützung: Content Creator der Plattform TikTok boykottieren Amazon.(c) Getty Images (Stephanie Keith)
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In der Kampagne „People over Prime“ sprechen sich junge Content-Creator der Plattform TikTok für bessere Arbeitsbedingungen beim Onlinehändler Amazon aus.

Linke Protestbewegungen leben von Solidarität. Während in den 1960er-Jahren Studierende, Arbeiterinnen und Arbeiter gemeinsam auf die Straße gingen, solidarisiert sich die heutige Generation Z, also junge Menschen, geboren zwischen 1997 und 2012, durch Onlineaktivismus mit Arbeitenden. Just den Kampf der Gewerkschaft „Amazon Labor Union“ gegen den Online-Riesen Amazon unterstützt jetzt eine Gruppe von Influencerinnen und Influencern.

Ein Zusammenschluss von 70 TikTokerinnen und TikTokern hat der Zusammenarbeit mit Amazon abgeschworen - solange das Unternehmen nicht den Forderungen der Gewerkschaft nachkomme. „Wie Amazon seine Angestellten behandelt und gezielt gegen Gewerkschaften vorgeht, wird von der TikTok-Community nicht länger toleriert“, heißt es in einem Statement der Gruppe „Gen Z for Change“, einer Interessensgemeinschaft, die die Aktion koordinierte und schon öfter mit Influencerinnen zusammenarbeitete.

„Gen Z for Change“ 

Ganze 51 Millionen Follower haben die am „People over Prime“-Pledge teilnehmenden Influencerinnen und Influencer zusammen, auf der Webseite von „Gen Z for Change“ gibt es die Möglichkeit für andere Content Creator sich dem Protest anzuschließen. Viele der teilnehmenden TikTok-Stars haben bereits mit Amazon zusammengearbeitet, wollen das in Zukunft aber nicht mehr tun. Sie fordern eine bessere Krankenversicherung, einen Mindestlohn von 30 Dollar die Stunde sowie bezahlte Pausen für Arbeiterinnen und Arbeiter. In der Vergangenheit hat das Netzwerk schon ähnliche Kampagnen gegen Starbucks oder die US-Supermarktkette Kroger Grocery Store durchgeführt.

„Ich denke, dass es falsch ist, Influencern lebensverändernde Beträge für Kooperationen zu bezahlen, während im Hintergrund Arbeiterinnen und Arbeiter leer ausgehen“, sagte die 24-jährige TikTokerin Emily Rany Shaw, gegenüber der „Washington Post“. Ihren 5,4 Millionen Followern wolle sie Amazon-Produkte gerne aufgrund der Verlässlichkeit des Unternehmens empfehlen, aber nur sobald Angestellte fair entlohnt würden.

Rückschlag für Amazon

Ein herber Rückschlag für den Onlinehändler hat er sich doch in den letzten Jahren intensiv um gute Kontakte in die Influencerszene bemüht. Seit 2017 läuft das „Amazon Influencer Program“, bei dem Content-Creator an ihren Produktempfehlungen verdienen. Gesponserte Luxusreisen für Instagram-, TikTok- und Youtube-Stars sowie eine VIP-Lounge auf der Konferenz VidCon gehören ebenfalls zum Programm.

TikTok sei jenes Medium, dass Angehörige der Gen Z benutzen würden, um sich zu informieren, sagt auch die 20-jährige Elise Josi, TikTokerin und leitendes Mitglied von „Gen Z for Change“. „TikTok kontrolliert die Narrative zu aktuellen Themen und Amazon weiß das.“ Sie hofft, dass auch noch nicht teilnehmende Influencerinnen und Influencer ihre Meinung ändern. Auch Follower und Followerinnen seien gefragt, Content-Creator auf die Missstände bei Amazon aufmerksam zu machen.

Gewerkschaft auf TikTok

Während der Aufruf der TikTok-Stars nicht in Zusammenhang mit der Amazon-Gewerkschaft steht, äußert sich der derzeitige Vorsitzende der Gewerkschaft, Chris Smalls, positiv über die ausgesprochene Solidarität. Die Amazon Labor Union ist selbst auf TikTok aktiv und findet dort großen Anklang, ihr Vorsitzender Chris Smalls ist selbst zu einer Art Social Media Star avanciert.

Amazon stemmt sich seit Jahren gegen die Gründung von Gewerkschaften, und wird deswegen laufend kritisiert. Beschäftigte des Konzerns, so kritische Stimmen, seien einem hohen Arbeitsdruck und einer permanenten Kontrolle ausgesetzt.

(chrima)

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