Nachruf

Wolfgang Petersen ist tot: Ein Deutscher, der Hollywood liebte

DAS BOOT, director, Wolfgang Petersen, 1981. Columbia Pictures. Courtesy: Everett Collection Columbia Pictures/Courtesy
DAS BOOT, director, Wolfgang Petersen, 1981. Columbia Pictures. Courtesy: Everett Collection Columbia Pictures/Courtesy(c) imago images/Everett Collection (Columbia Pictures/Courtesy Evere)
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Mit „Das Boot“ schrieb er Filmgeschichte, in Streifen wie „Air Force One“ erwies er sich als patriotischer als mancher amerikanischer Kollege. Im Alter von 81 Jahren ist Wolfgang Petersen nun gestorben.

Seine Liebe für Amerika begann, als Wolfgang Petersen ein kleines Kind war: In seiner Barackensiedlung im ostfriesischen Emden gab es wenig zu essen, doch die US-Besatzer warfen Orangen, Kaugummi und andere Köstlichkeiten von ihren Schiffen. „Amerika war wie ein Paradies für uns“, sollte Petersen später sagen – und vielleicht hat auch damit zu tun, dass der deutsche Filmregisseur, der in Hollywood eine Zeitlang ein Garant für actionreiche Kassenschlager mit heroischen Figuren war, seine Wahlheimat USA so verehrte. Zählte er doch – neben Roland Emmerich – zu jenen Filmemachern, die patriotischer auf Amerika blickten als viele amerikanische Kollegen selbst. Seinen Hit „Air Force One“ mit Harrison Ford als Präsident, der bei einer Flugzeugentführung sich selbst und die Besatzung rettet, nannte Michael Haneke gar ein „übles Propaganda-Machwerk“.

Die filmischen Anfänge von Wolfgang Petersen, der, wie nun bekannt wurde, am vergangenen Freitag im Alter von 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben ist, waren vergleichsweise nüchtern – wenn auch schon beseelt von der amerikanischen Filmkultur. Nach Gehversuchen am Jugendtheater und einem Filmstudium schenkte er der noch jungen „Tatort“-Reihe aufsehenerregende Folgen – etwa mit der 16-jährigen Nastassja Kinski als Schülerin, die ein Verhältnis zu ihrem Lehrer hat. Mit dem Homosexuellendrama „Die Konsequenz“ rüttelte er weiter an damaligen Tabus: Im TV wurde der Film nur geschnitten, vom BR zunächst gar nicht gezeigt. Mit dem Hauptdarsteller Jürgen Prochnow drehte er – der Sohn eines Marineoffiziers – 1981 dann seinen großen Durchbruchsfilm: „Das Boot“, dieses monströse, klaustrophobische Unterwasser-Kriegsepos, machte einige Darsteller (Uwe Ochsenknecht, Herbert Grönemeyer) berühmt – und sicherte Petersen Einlass in Hollywood, wo man ihm sogar den „Director's Cut“ zusicherte.

Er drehte mit den größten Stars

So schuf er – nachdem er mit der von Michael Ende nicht goutierten Verfilmung von „Die unendliche Geschichte“ noch den bislang teuersten deutschen Film drehte – einige Blockbuster, darunter „In the Line of Fire“ mit Clint Eastwood und John Malkovich, „Outbreak“ mit Dustin Hoffman als Virologe, „Troja“ mit Brad Pitt. Zuletzt kehrte er filmisch nach Deutschland zurück. 2016 erschien ein Remake seiner eigenen Gaunerkomödie „Vier gegen die Bank“, mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers und Michael „Bully“ Herbig.

Insgesamt 15 mal war er für einen Oscar nominiert, die Trophäe blieb ihm stets verwehrt. Er braucht sie nicht, um in Erinnerung zu bleiben.

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