Gegen den in Wien lebenden Soziologen Kenan Güngör liegen Haftbefehle vor, doch sein Akt bleibt geheim. Er ist nicht der einzige, der nun nicht mehr in die Türkei einreisen kann.
Kenan Güngör nennt es „türkisches Roulette“, man wisse nicht, ob etwas gegen einen vorliege. Er selbst war vor einiger Zeit im türkischen Konsulat vorstellig – nach 30 Jahren, so lange ist er kein türkischer Staatsbürger mehr –, um eine Vollmacht für seine Anwältin in der Türkei ausstellen zu lassen. Dort teilte ihm die Beamtin nach der obligatorischen Einsicht ins Strafregister schließlich mit: „Sie werden in der Türkei gesucht.“
Demnach hat die türkische Justiz drei Haftbefehle gegen den deutschen Soziologen, der seit 15 Jahren in Wien lebt, erlassen. Die Gründe: Terrorunterstützung und Beleidigung des Präsidenten. Der dritte Haftbefehl scheint indessen verjährt zu sein.