Dürre

Chinas Stromproblem: Der Jiangtse führt so wenig Wasser wie noch nie

Brautmodeshooting im Flussbett in Chongqing - das ist nur bei dem derzeitigen Pegelstand möglich.
Brautmodeshooting im Flussbett in Chongqing - das ist nur bei dem derzeitigen Pegelstand möglich.REUTERS
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Etlichen Regionen Chinas sind von Hitze und Trockenheit betroffen. Der niedrige Wasserstand des Jangtse sorgt für Probleme in der Energie- und Lebensmittelversorgung. Das Beschießen und Abregnenlassen von Wolken sorgt kaum für Abhilfe.

6380 Kilometer ist er lang, der Jangtsekiang in China. Er ist der längste Fluss Asiens und nach Nil und Amazonas der drittlängste der Welt. Doch selbst diesem Giganten des Wasserökosystems setzt eine Hitzewelle und Dürre nun massiv zu. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Natur, sondern auch auf den Menschen - denn der Jangtse ist sowohl für Chinas Frischwasser- als auch für die Energieversorgung von enormer Bedeutung. Und die Dürre könnte noch bis weit in den September hinein andauern, mahnten Chinas Behörden am Mittwoch.

Ein größeres subtropisches Hoch als üblich hält sich seit Wochen über dem Westpazifik und sorgt damit für eine Hitzewelle über dem Einzugsgebiet des Jangtse. Große Teile des Ackerlandes der Region sind vertrocknet, die Versorgung mit Wasserkraft ist stark reduziert. Vor allem die südwestliche Region Chongqing ist stark betroffen. Strom aus anderen Regionen soll beschafft werden, Lieferungen an industrielle Verbraucher wurden bereits rationiert, berichten staatliche Medien.

Auch die benachbarte Provinz Sichuan sorgt sich um die Stromversorgung. Der staatliche Energieversorger versprach, sein Möglichstes zu tun, um die Provinz mit Strom zu versorgen. Dabei liefert Sichuan in normalen Zeiten nicht benötigten Strom aus Wasserkraft an die Ostküste. Derzeit gibt es allerdings strenge Verbrauchskontrollen, um Strom zu sparen. Medienberichten zufolge haben Unternehmen mit Niederlassungen in Sichuan, darunter der weltgrößte Batteriehersteller CATL sowie der japanische Automobilhersteller Toyota, die Produktion in der Provinz aufgrund der Beschränkungen eingestellt. 

Dass sich der Wasserfluss im Jangtse wieder normalisiert, damit ist in den nächsten Wochen kaum zu rechnen. Die Niederschläge im Jangtse-Becken liegen seit Juli etwa 45 Prozent unter dem Normalwert und bis Ende des Monats werden nur geringe Niederschläge erwartet, sagte Liu Zhiyu, ein Beamter des Ministeriums für Wasserresourcen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. "Es wird erwartet, dass die Wasserzuflüsse im Mittel- und Unterlauf des Jangtse im September immer noch gering sein werden, und die Dürre in Anhui, Hubei, Hunan und Jiangxi könnte sich weiter ausbreiten", warnte Liu, der sich bei seiner Prognose auf vier große Provinzen am Mittellauf des Flusses bezog.

Auch in Wuhan ist der niedrige Pegel des Jangtse deutlich erkennbar.
Auch in Wuhan ist der niedrige Pegel des Jangtse deutlich erkennbar.VIA REUTERS

Das Land gilt als Pionier der Wetterlenkung und die Erfahrung setzt China auch ein, um ein wenig mehr Regen in den großen Fluss zu bekommen. Die Regierung lässt Wolken mit zigarettengroßen Silberjodidstäbchen beschießen. Diese fördern die Bildung von Eiskristallen. Die Kristalle tragen dann dazu bei, dass die Wolke mehr Regen produziert, wodurch ihr Feuchtigkeitsgehalt schwerer wird und eher freigesetzt werden kann.

Temperaturen über 40 Grad

Die Behörden in der Region warnten außerdem, dass die Temperaturen am Donnerstag weiterhin über 40 Grad Celsius liegen würden, in Teilen von Chongqing sogar über 44 Grad, was die Stromversorgung angesichts des starken Anstiegs der Nutzung von Klimaanlagen weiter unter Druck setzen würde.

Der Wasserstand des Jangtse-Hauptstroms und der lebenswichtigen Seen des Überschwemmungsgebiets von Dongting und Poyang ist derzeit mindestens 4,85 Meter niedriger als normal und damit so niedrig wie nie zuvor in diesem Zeitraum, heißt es vonseiten der Behörden. Schiffe werden angewiesen, ihre Ladung zu reduzieren, wenn sie flachere Teile des Flusses passieren. Eine Folge davon: Die Frachtraten für Kohlelieferungen entlang des Flusses stiegen letzte Woche um 8 Prozent, da die Schifffahrtskapazitäten reduziert wurden.

Nahrungsmittelversorgung im Fokus der Regierung

Die Kontrolle der Wasserressourcen gilt als entscheidendes Ziel der chinesischen Regierung. Nahrungsmittelversorgung ist für das Land mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern von großer Bedeutung. Die Politik steht unter Druck, eine weitere Rekordernte vermelden zu können.

Reis und andere Herbstkulturen befänden sich jetzt in einer "kritischen Phase", was die Bewässerung angehe, warnte Liu Weiping, Vizeminister für Wasserressourcen am Mittwoch. Der Minister meldete, dass etwa 820.000 Hektar Ackerland von Sichuan im Südwesten bis zum zentralchinesischen Anhui zumindest von der Dürre betroffen seien, was wiederum Auswirkungen auf  830.000 Menschen und 160.000 Stück Vieh hätte.

Die Dürre hat auch deutlich gemacht, welche Rolle die gigantischen Wasserkraftwerke bei der Regulierung der Wassermenge des Jangtse spielen, der rund ein Drittel der chinesischen Bevölkerung ernährt. Riesige flussaufwärts gelegene Stauseen wie Xiluodu und Xiangjiaba haben ihre Dämme geöffnet, um die Speicher des Drei-Schluchten-Damms wieder aufzufüllen, der in den kommenden Tagen 830 Millionen Kubikmeter flussabwärts ablassen wird, so Liu. Die Stauseen entlang des Jangtse haben seit Anfang August bereits zusätzliche 5,3 Milliarden Kubikmeter Wasser freigegeben.

(Reuters/Red.)

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