Salzburger Festspiele

Currentzis in Salzburg: Musik, in der der Tod umgeht

Ein Diptychon zum Tod: Schostakowitschs 14. Symphonie und Purcells „Dido and Aeneas“ mit Teodor Currentzis und „musicAeterna“.

„Der Tod ist groß. / wir sind die Seinen / lachenden Munds“, heißt es bei Rainer Maria Rilke. Ins Russische übersetzt, stehen diese Worte am Anfang des Schlussgesangs von Schostakowitschs merkwürdiger, düsterer, auswegloser Symphonie Nr. 14: eine Art Liederzyklus nach Worten verschiedener Dichter, dessen elf Nummern zu Symphoniesätzen verbunden sind. Von der Absicht her ist das ein letztes, ausdrückliches Sterbenswort, geschrieben für zwei Gesangssolisten und Kammerorchester – auch wenn der Komponist danach noch sechs Jahre gelebt und sogar eine Fünfzehnte geschrieben hat: In dieser spuken dann disparate musikalische Erinnerungen. Hier aber geht der Tod um.

Teodor Currentzis ist vielleicht nirgends besser als im russischen Repertoire des 20. Jahrhunderts: Orchester und Chor von „musicAeterna“ sind da ganz einfach zuhause, kennen jeden Partiturwinkel – und der Dirigent treibt seine Kollektive im Dienste unermüdlicher Ausdrucksgewalt in allerlei Extreme, die aber niemals überzogen wirken, sondern einfach nur goldrichtig. Wenn die spinnwebenartig dünne, aber niemals abreißende Violinlinie des Beginns am Anfang des Finalsatzes wiederkehrt, ist auch sofort die Eiseskälte wieder da. Manche Streicherakkorde schneiden geradezu skalpellscharf bis auf den Knochen („Im Kerker der Santé“). Und gibt es etwas Gruseligeres, als wenn ein Spielzeugsoldatenmarsch („Auf Wacht I“) sich in blutigen Ernst verwandelt? Dazwischen zicken die Geigen wild herum und rufen die Kastagnetten Gerippe zum Tanz („Malaguena“).
Nadezhda Pavlova, letzten Sommer als Currentzis' Donna Anna ziemlich neben der Mozart-Spur, und Matthias Goerne sind es, die hier teils erzählen, teils in wechselnde Rollen schlüpfen. Die Sopranistin ist im Lyrischen, Leisten am stärksten, etwa in „Loreley“; anderswo streift sie mit unverblümt aufgeplustertem Tragödinnenton das Manierierte. Der Bariton ergeht sich in brodelnder, grummelnder Schmerzenskraft.

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