Am stärksten war der Wind in der Steiermark. Hier wurden Spitzen bis zu 139 km/h gemessen. Laut der Zamg war das Unwetter am Donnerstag sehr ungewöhnlich und sehr schwierig vorherzusehen.
Teile Österreichs wurden am Donnerstag von starken Gewittern heimgesucht. Heftige Sturmböen haben große Schäden angerichtet. Fünf Menschen wurden durch umstürzende Bäume getötet. Straßen waren nicht befahrbar, Bahnstrecken gesperrt und in manchen Regionen fiel der Strom aus. Der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) zufolge war das gestrige Wetterereignis doch relativ ungewöhnlich.
Warum konnten die Sturmböen nicht vorhergesagt werden?
Die aktuelle Wetterlage mache es gerade sehr schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen, sagt Stefan Kiesenhofer von der Zamg im Gespräch mit der „Presse". Man habe die Gewitter schon vorhergesehen, aber nicht in dieser Intensität und nicht dort, wo sie dann so heftig aufgetreten sind. „Am Donnerstag gab es sechs, sieben Vorhersagemodelle, die völlig unterschiedliche Ergebnisse zeigten“, berichtet er. Gewitter seien generell sehr schwierig zu prognostizieren. Man könne hier lediglich das Potenzial einschätzen und sehen, ob es mit Hagel, Starkregen oder Wind verbunden ist. Aber wie heftig es werden wird und wo genau es auftritt, kann nur schwer vorhergesagt werden, erklärt Kiesenhofer.
Wie stark waren die Sturmböen?
Am stärksten war der Wind in der Steiermark. In Neumarkt (Bezirk Murau) gab es Windspitzen bis zu 139 km/h. Das bedeutet für diese Region einen Sommerrekord, berichtet der Klimatologe Alexander Orlik von der Zamg. Im Winter und Herbst seien Stürme generell häufiger und können auch heftiger ausfallen. In St. Andrä im Lavanttal in Kärnten hat die Messstation 103 km/h Windgeschwindigkeit registriert. „Das hört sich jetzt nach nicht so viel an, aber in dieser Region sind Stürme relativ selten“, erklärt Orlik. Es gibt seit der Beginn der Aufzeichnung 1993 gerade einmal elf Einträge von Windspitzen über 100 km/h in Kärnten. Zudem könne es sein, dass es stärkere Böen abseits der Messstation gab.

Am Sonnwendstein im Semmeringgebiet an der steirisch-niederösterreichischen Grenze wurden Spitzen bis zu 149 km/h gemessen. In den Bergen wehe der Wind aber generell heftiger, betont Orlik. In Melk gab es Spitzen bis zu 95 km/h.
Brauchen wir mehr Messstationen in Österreich?
„Wir verfügen über ein dichtes Messnetz in Österreich“, meint Kiesenhofer. Mehr Stationen aufzustellen, hätte nur wenig Auswirkungen auf die Genauigkeit der Werte. Natürlich ist es häufig so, dass die Windspitzen oder der Hauptniederschlag nicht gerade in die Station hineinfällt. Hier gebe es aber andere Methoden, wie Radardaten, um diese Werte zu eruieren und Rückschlüsse ziehen zu können. Insgesamt betreut die Zamg 280 Messstationen in Österreich. Es gibt auch sehr viele private. Da diese aber oft nicht genormt sind, könne man deren Daten nur schwer mit denen der Zamg vergleichen, meint Kiesenhofer.
Müssen wir in Zukunft häufiger mit solchen Unwettern rechnen?
Das Wetterereignis sei schon sehr ungewöhnlich gewesen, meint Kiesenhofer. Ein plötzliches Auftreten von so heftigen Gewittern führe oft zu sehr großen Schäden. Denn die Windgeschwindigkeit könne oft sehr schnell zunehmen. Am Donnerstag stieg sie innerhalb von Minuten auf über 100 km/h. Und besonders das plötzliche Drehen der Windrichtung kann fatale Folgen haben, sagt Orlik. Ob Gewitter häufiger geworden sind, könne man nicht genau sagen. „Aber die Heftigkeit der Gewitter hat definitiv zugenommen“, sagt Kiesenhofer. Hier spiele der Kimawandel auf jeden Fall eine Rolle. Zahlreiche Studien hätten das bereits belegt. Denn einfach gesagt, wenn ein höheres Temperaturniveau vorhanden ist, führt das zu mehr Energie und das wiederum zu heftigeren Gewittern, erklärt Kiesenhofer.
Wie wird das Wetter heute?
Heute, Freitag, gibt es eine Ost-Westteilung. Im Westen ist es eher kühl. Es kann teilweise kräftig regnen, was zu lokalen Überflutungen führen kann. Im Osten kann es tagsüber zu einzelnen Regenschauern kommen. Am Abend können jedoch wieder heftige Gewitter mit Starkwindböen auftreten. Das betrifft vor allem Niederösterreich, Wien, das Burgenland und die Südost-Steiermark.