Literatur

Als Rimbaud über ein Tor jubelte

Andreas Unterweger
Andreas UnterwegerHelmut Lunghammer
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Andreas Unterweger erzählt in seinem Roman „So long, Annemarie“ vom Abenteuer Auslandssemester.

Dass Nantes direkt am Meer liegt, davon ist der junge Grazer Student Dani überzeugt. Immerhin hat er in der Dachkammer mit seiner Freundin Annemarie den Schulatlas inspiziert. Genau, den Schulatlas. Denn Google Maps ist noch nicht auf jedem Smartphone verfügbar, und das Internet steckt noch in seinen Kinderschuhen, was zu aberwitzigen Situationen in den französischen Computerräumen an der Faculté führen wird. Andreas Unterweger, selbst einst Auslandsstudent in Nantes und seit 2020 alleiniger Herausgeber einer der renommiertesten österreichischen Literaturzeitschriften, der „Manuskripte“, stößt seinen sympathischen Protagonisten im Grunge-Look ins kalte Wasser eines ihm unbekannten Uni-Milieus und schickt ihn mit dem Zug – geliebten Frauen folgend oder im Schlepptau anderer Erasmus-Student:innen – quer durch Westeuropa.

Dabei vermitteln ihm seine Bücher, die er im abgewetzten grauen Rucksack, der partiell als lebendige Maus wahrgenommen und somit zu einem eigenständigen, liebenswürdigen Charakter wird, stets griffbereit hat, zumindest ein gewisses Maß an Sicherheit. Doch als er sich unangekündigt vor Annemaries Wohnhaus – sie ist mittlerweile längst seine Exfreundin – in Sevilla befindet, scheinen selbst ihm weder Gottfried Benn und Peter Handke, „noch . . . Heinrich Böll . . . passend für diesen einen, womöglich alles entscheidenden Moment“.

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