Ein Gespräch mit Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle über verpasste Chancen, träge Verhaltensmuster und die Bedeutung positiver Bilder für die Kommunikation.
Die Presse: Sie sprechen kommende Woche in Alpbach bei einer Veranstaltung, die den Titel „No Crisis, No Progress?“, also „Keine Krise, kein Fortschritt?“ trägt. Verraten Sie uns vorab Ihren Befund: Brauchen Menschen und Gesellschaften tatsächlich Krisen, um sich zu verändern?
Kathrin Stainer-Hämmerle: Wenn Menschen Angst haben, ändern sie ihr Verhalten, aber das funktioniert nur temporär. Matthias Horx (Zukunftsforscher, Anm.) hat gesagt: „Wir werden nie mehr so sein wie vorher.“ Das stimmt schon, aber dass wir nicht mehr billig fliegen wollen, dass wir andere Verhaltensmuster stark verändern, das hat nicht funktioniert. Der CO2-Ausstoß hat wieder zugenommen. Außerdem verliert eine Gesellschaft in Angst jede Solidarität und alles, was sie im Sinne der Demokratie funktionsfähig macht.