Am Herd

Wenn der Lieblingsarzt in Pension geht 

„Ich kriege eine Spritze“, sagte ich. „Die brauchen Sie nicht“, sagte mein Zahnarzt. „Ich kriege aber immer eine Spritze“, sagte ich. Damals war ich Studentin. Und jetzt geht er in Pension.

Das Älterwerden ist ja prinzipiell keine so tolle Sache, das kann ich nach einigen Erfahrungen behaupten. Man braucht eine Lesebrille – und muss dann irgendwann feststellen, dass es mit der Ferne auch nicht mehr so richtig klappt. Die Hormone schwanken wie drei, vier betrunkene Matrosen, weshalb mir die Brüste wehtun, obwohl ich doch gerade erst die Regel gehabt habe. Wenn ich den Arm hochstecke und anwinkle, wirft in der Beuge die Haut Falten, und niemand hat mich darauf vorbereitet.

Worauf ich auch nicht vorbereitet war: dass meine Ärzte und Ärztinnen auch älter werden und deshalb in Pension gehen. Das ist doppelt bitter, weil ich sehr anhänglich bin. Und am anhänglichsten bin ich, was meinen Zahnarzt begrifft.

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