Taiwan versucht sich von China wirtschaftlich loszulösen. Viele Unternehmen wollen es sich mit Peking aber nicht ganz verscherzen. Die starke Halbleiterindustrie könnte zum Zünglein an der Waage werden.
Während Taiwan unter Sanktionen aus Peking leidet, versucht sich der Inselstaat zusehends mit westlichen Wirtschaftsräumen zu vernetzen. Handelsgespräche mit den USA und weiteren Staaten sollen Taiwan künftig gegen politische Schocks absichern. Eine „fairere, wohlhabendere und widerstandsfähigere“ Volkswirtschaft soll entstehen. Es sind große Versprechen, die dieser Tage aus Washington und Taipeh kommen. Als am vergangenen Donnerstag durchdrang, dass die USA und Taiwan in Kürze Verhandlungen über intensivierte Wirtschaftsbeziehungen aufnehmen werden, war die Stimmung in Taipeh auffallend optimistisch. „Beide Seiten zeigen große Ambitionen und hoffen“, so heißt es in einem Statement der taiwanesischen Regierung, „schnellstmöglich ein Handelsabkommen zu unterzeichnen.“
Für Taiwan wäre ein umfassender Wirtschaftsdeal mit der größten Volkswirtschaft der Welt ein diplomatischer und wirtschaftspolitischer Durchbruch. Kaum ein Staat der Welt erfährt einerseits so viel Sympathie, ist zugleich aber so isoliert wie die Insel südöstlich der chinesischen Küste. Weil nämlich das viel größere und einflussreichere Festlandchina den Standpunkt vertritt, das demokratisch regierte Taiwan gehöre zur von Peking aus regierten Volksrepublik China, unterhalten die meisten Staaten der Welt seit Jahrzehnten keine offiziellen Beziehungen mehr zu Taiwan.