Das mysteriöse Massensterben in der Oder verwüstete auch den einzigen Auen-Nationalpark Deutschlands. Ein Besuch bei den Menschen, die vom Fluss leben – und trotz der verheerenden Katastrophe nicht alle Hoffnung aufgegeben haben.
Wenn in Criewen die Sonne aufgeht, die Schwalben über blühende Sommerwiesen fliegen, Mäusebussarde am blauen Himmel kreisen und Reiher sich in alten Baumkronen niederlassen, dann ist es für einen Moment so, als wäre nichts passiert. Als hätte nur wenige hundert Meter vom Rand des ehemaligen Fischerdorfs in Brandenburg, die unberührten Auen hinunter nicht eine Katastrophe stattgefunden, wie sie Deutschland und auch Europa wohl seit sehr vielen Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat.
„Das ist es“, sagt Milena Kreiling. „Riechen Sie das?“ Die 31-Jährige steuert den dunkelblauen Van der Naturwache des Nationalparks Unteres Odertal über einen schmalen Weg durch hohes Gras. Ein Kormoran schreckt von einem Ast auf