Mit Ausritten gegen die Interviewer und höchst streitbaren Positionen tat FPÖ-Chef Herbert Kickl im ORF-Sommergespräch einen weiteren Schritt weg vom politischen Establishment - wieder (mit-)regieren will er trotzdem.
Die vergangenen Wochen sind aus Sicht von FPÖ-Chef Herbert Kickl nicht gerade optimal verlaufen: Nach Publikwerden parteiinterner Querelen in der Causa Jenewein mit anonymen Anzeigen gegen Parteikollegen und geheim aufgezeichneten Gesprächen rumorte es bei den Blauen, zuletzt hat auch noch FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz in Umfragen deutlich an Boden verloren. Die Frage, wie Kickl mit dieser Situation umzugehen gedenkt, beantwortete er im gestrigen ORF-Sommergespräch in eindrucksvoller Klarheit: mit inhaltlichen Positionierungen am Rand, Frontalangriffen in nahezu alle Richtungen - und Medienkritik.
Kickls Ausritte betrafen nämlich mitunter auch den ORF und die zwei Interviewer, Julia Schmuck und Tobias Pötzelsberger, selbst. Ein Auszug: Nachdem Kickl behauptete, dass die FPÖ „sehr stabil“ sei und sich das Misstrauen in der FPÖ ja nicht gegen ihn richte, konfrontierte er die beiden mit Jahre zurückliegenden Abhör-Vorwürfen im ORF-Management; in punkto Corona bezeichnete Kickl den Rundfunk als „oberste Propaganda-Maschine“. Zu Pötzelsberger sagte er: „Wir können das Gespräch jetzt so führen, dass Sie einen Rekord bei Unterbrechungen haben.“ Und: „Es macht ja keinen Sinn, so wie Sie zu diskutieren.“ Kickls Vorschlag nach einer Zwischenfrage: „Die Alternative ist, dass Sie Zwei sich gegenseitig interviewen.“ Pötzelsberger unterstellte der FPÖ-Chef schließlich, „einen Mann im Horcherl“ zu haben, der ihm während des Interviews etwas einflüstert (so einen Mann gibt es nicht, wie der ORF-Journalist antwortete).