Trauerfeier

"Die Front, sie ist hier": Alexander Dugin spricht auf Trauerfeier für Tochter Darja

Alexander Dugin, der Vater der Getöteten und bekannt als Putins Chefideologe, bei der Trauerfeier.
Alexander Dugin, der Vater der Getöteten und bekannt als Putins Chefideologe, bei der Trauerfeier. APA/AFP/KIRILL KUDRYAVTSEV
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Duginas Vater, der Rechtsaußen-Theoretiker Alexander Dugin, rief bei einer Trauerfeier die Russen auf, im Sinne seiner Ideologie zu kämpfen. Die USA verurteilen den Mordanschlag.

Hunderte Menschen haben am Dienstag in Moskau an einer Trauerfeier für die bei einem Anschlag getötete Tochter eines Kreml-nahen Ideologen, Darja Dugina, teilgenommen. Auch ihr Vater, Alexander Dugin, und seine Frau nahmen an der Feier in einem Saal des Ostankino-Fernsehzentrums teil. "Sie starb für das Volk, für Russland, an der Front. Die Front - sie ist hier", sagte der ultranationalistische Intellektuelle zu Beginn der Zeremonie. Später fügte er hinzu: "In ihrer Kindheit waren fast die ersten Worte, die wir ihr beibrachten, natürlich "Russland", "unser Staat", "unser Volk", "unser Imperium"."

Dugina war am Samstagabend auf einer Autobahn bei Moskau getötet worden, nachdem nach Angaben russischer Ermittler ein Sprengsatz in ihrem Auto explodiert war. Das eigentliche Ziel des Anschlags könnte laut russischen Medien Duginas Vater gewesen sein, der als wichtiger Vordenker von Machthaber Wladimir Putin gilt. Russlands Inlandsgeheimdienst FSB machte die Ukraine für die Tat verantwortlich, Kiew weist dies entschieden zurück.

Video von angeblicher Mörderin veröffentlicht

Russlands Inlandsgeheimdienst FSB hat dazu ein Video veröffentlicht, das die angebliche Mörderin der Kriegsbefürworterin Darja Dugina zeigen soll. Mehrere aneinander geschnittene Aufnahmen in dem rund zwei Minuten langen Clip sollen zeigen, wie die Ukrainerin in Russland ankommt, das Haus ihres mutmaßlichen Opfers betritt und dann nach der Tat das Land wieder verlässt. Dugina starb in der Nacht auf Sonntag bei der Explosion ihres Autos in einer Moskauer Vorstadtsiedlung.

Der FSB erklärte, dass der Mordanschlag auf die Tochter des bekannten rechtsnationalistischen und imperialistischen Ideologen Alexander Dugin von ukrainischen Geheimdiensten geplant worden sei. Quellen im Moskauer Sicherheitsapparat sagten der Agentur Tass, dass der Anschlag wirklich der Tochter (29) gegolten habe, nicht dem Vater.

USA: „Wissen nicht, wer dahinter steckt"

Die USA haben den tödlichen Bombenanschlag auf Dugina kritisiert. Man verurteile ohne Wenn und Aber jeden Angriff auf Zivilisten, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Die US-Regierung hat eigenen Angaben zufolge keine genauen Informationen über die Hintergründe des Mordanschlags auf Dugina. "Wir wissen nicht wirklich, wer dahinter steckt und was das Motiv gewesen sein könnte", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag dem Nachrichtensender CNN.

Dem FSB zufolge handelt es sich bei der Täterin um eine 1979 geborene Frau aus der Ukraine, die bereits Ende Juli mit ihrer elf oder zwölf Jahre alten Tochter nach Russland eingereist und direkt nach der Tat nach Estland ausgereist sei. Russische Oppositionelle bezweifelten die Darstellung des Geheimdienstes.

Tallinn spricht von russischer Propaganda

Auch Estlands Außenminister Urmas Reinsalu weist die Behauptung des FSB zurück, wonach die angebliche Mörderin in das baltische EU-und Nato-Land geflohen sei. Nach gegenwärtiger Einschätzung des Außenamts in Tallinn sei diese Behauptung eine Informationsoperation, sagte der Chefdiplomat des an Russland grenzenden Landes am Montagabend im estnischen Rundfunk.

"Wir betrachten dies als eine Provokation der Russischen Föderation in einer sehr langen Reihe von Provokationen, und wir haben im Moment nichts mehr dazu zu sagen", sagte Reinsalu. Ein Sprecher der estnischen Generalstaatsanwaltschaft in Tallinn sagte der Agentur BNS zudem, dass die Behörde keine Anfrage von russischer Seite zu diesem Thema erhalten habe.

Tapferkeitsorden für Dugina

Der Vater der Getöteten, Alexander Dugin, rief unterdessen die Russen auf, im Sinne seiner rechtsnationalistischen und imperialistischen Ideologie zu kämpfen. "Unsere Herzen dürstet es nicht einfach nach Rache oder Vergeltung. Das wäre zu klein, nicht russisch", ließ Dugin über seinen Vertrauten, den Oligarchen Konstantin Malofejew, auf Telegram ausrichten. "Wir brauchen nur unseren Sieg. Auf dessen Altar hat meine Tochter ihr mädchenhaftes Leben gelegt. Also siegt bitte!"

Dugin vertritt seit langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich vorsieht. Aus dieser Überzeugung heraus unterstützt er auch den russischen Krieg in der Ukraine. Seine Tochter teilte diese Überzeugung und trat als bekannte Medienpersönlichkeit in seine Fußstapfen. Die 29-Jährige arbeitete für Kreml-nahe Fernsehsender wie Russia Today.

Der russische Präsident Wladimir Putin zeichnete die bei dem Anschlag getötete Dugina nun posthum mit dem Tapferkeitsorden aus. Gewürdigt wurde nach Angaben des Kremls ihre "Tapferkeit und Hingabe bei der Erfüllung ihrer professionellen Aufgabe".

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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