Analyse

Eine Bilanz des Abnutzungskriegs in der Ukraine

APA/AFP/SERGEI CHUZAVKOV
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Vor einem halben Jahr begann der russische Einmarsch. Zu einer neuen Großoffensive scheint Putins Armee nicht mehr fähig zu sein. Wie endet der Krieg?

Am 24. Februar startete Moskau die Invasion in die Ukraine. Heute, genau ein halbes Jahr später, kontrolliert Russland etwa ein Viertel seines Nachbarlands. Dafür hat die russische Armee ganze Städte in Schutt und Asche gelegt. Millionen Menschen mussten fliehen. Auf beiden Seiten starben Zehntausende Soldaten. Aber ein Ende von Leid und Zerstörung ist nicht abzusehen. Der Krieg auf europäischem Boden geht weiter. Eine Bilanz.

Die ignorierten Warnzeichen

Bereits im März und April 2021 hatte Russland Zehntausende Soldaten entlang der Grenzen zur Ukraine aufmarschieren lassen. Im Dezember waren es hunderttausend Mann und im Februar dann 190.000. Es war die größte Mobilisierung seit der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Trotzdem wollten viele Politiker und Sicherheitsexperten nicht an eine Invasion in der Ukraine glauben. Nur Washington warnte ungewöhnlich insistierend vor einem „bevorstehenden Angriff“. Heute wissen wir, das Weiße Haus hatte damals Geheimdienstinformationen über den russischen Operationsplan erhalten.
Der völkerrechtswidrige Einmarsch Russlands in der Ukraine war keine Überraschung. Europäische Regierungen hätten es besser wissen und darauf vorbereitet sein müssen. Russland steuert seit mindestens 15 Jahren auf einem hegemonialen Kurs. Gewalt ist für Moskau ein probates Mittel zur Durchsetzung außenpolitischer Ziele. Eckpfeiler dieser Entwicklung sind die Invasion in Georgien 2008, die Annexion der ukrainischen Krim 2014, die Militärinterventionen in Syrien, Libyen und zahlreichen weiteren afrikanischen Ländern. Und nicht zu vergessen: die Morde an insgesamt 16 Kreml-Kritikern durch nukleare Verstrahlung, hochgiftige Kampfstoffe und Kopfschüsse.

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