Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher im Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKÖ und Geschäftsführer der Ulreich Bauträger GmbH zur geplanten Umwandlung von Einmalzuschüssen in Landesdarlehen bei Sanierungen.
Noch schnell vor einer Neubildung beschloss die alte Stadtregierung das neue Budget für Wien. Ein Punkt im Zuge der Budgeterstellung ist angeblich, dass Einmalzuschüsse im Sanierungsbereich gestrichen werden und stattdessen Darlehen gewährt werden sollen. Dies wird meiner Meinung nach zu einem eindeutigen Rückschritt im Bereich ökologisch nachhaltiger Sanierungen führen - vor allem thermisch energetische Sanierungen sind von dieser Maßnahme direkt betroffen.
Besprochen wurde dieser Plan mit niemandem - keinem Wissenschaftler, keinem Unternehmer. Glaubt die Stadt Wien vielleicht, dass es niemanden interessiert, weil ja „nur" gut situierte Bauträger statt einer Förderung ein Darlehen in die Hand bekommen? Ich denke, sie irrt. Es ist durchaus möglich, den Wienern klar zu machen, worum es hier tatsächlich geht und warum es sie - und nur sie - betrifft:
- Für einen rein profitorientierten Unternehmer, der mit weniger Vision als andere an die Sache herangeht, ist es ein Leichtes, auf ökologisch nachhaltige Sanierungsmaßnahmen zu verzichten und auf andere Art sein Gebäude halbwegs instand zu halten.
- Hausverwaltungen, die in Einzelgesprächen Wohnungseigentümern thermische Sanierungen mit Einzelzuschüssen schmackhaft gemacht haben verlieren an Reputation so wie die Stadt Wien selbst. Denn jetzt muss den Betroffenen klar gemacht werden, dass es viel weniger und nur mehr Darlehen für sie gibt.
- Das größte Problem sind die vielen Nachkriegshäuser, die zu einem großen Teil im Wohnungseigentum stehen. Die Bewohner - oftmals schon ältere Menschen, die Sanierungen meist ängstlich gegenüber stehen - müssen mit vielen vertrauensbildenden Maßnahmen und Gesprächen von den unzähligen Vorteilen einer Sanierung überzeugt werden. Sie trauen sich jedoch sehr oft nicht, ein Darlehen aufzunehmen - aus Angst, ihren Erben eventuell Schulden zu hinterlassen und auch aus der Befürchtung heraus, ihr letztes Hab und Gut bei einem Kredit zu verlieren. Sie sind die wahren Betroffenen.
Faktum ist: Ein Darlehen, das man zurückzahlen muss ist natürlich deutlich weniger als ein Einmalzuschuss, den man nicht zurückzahlen muss. Dazu kommt, dass viele private Einzelpersonen, die auch in sanierungsbedürftigen Häusern leben, Angst vor Krediten haben. Sie sind es, die am meisten betroffen sind und alle anderen Bewohner dieser Stadt, die zusehen müssen, was mit dem Hausbestand, der nicht im öffentlichen Besitz ist, passieren wird.
All dies hätten wir Praktiker, die wir wirtschaftlich agieren müssen, auch mit den Verantwortlichen besprochen, wir hätten Lösungsvorschläge für rundum sinnvolle Einsparungsmaßnahmen gemacht. Aber wieso passiert das nicht? Ich habe Termine angefragt, zu Diskussionsrunden eingeladen, kritische Beiträge verfasst und an die Zuständigen gesendet - ohne Signale der Gesprächsbereitschaft zu erhalten.
Übrig bleiben weiterhin rote Zahlen und ein durchaus bemühter Koalitionspartner, der beim Budgetbeschluss noch keinen Einfluss nehmen konnte. Müssen rot-soziale Wärme und der grün nachhaltige Wohnbau leere Worte bleiben? Beleben könnte Stadtrat Ludwig diese mit ernst gemeinten Gesprächen mit jenen, die andere Gesichtspunkte aufzeigen. Man darf bereits gesetzte Anreize zu ökologisch nachhaltigen Verbesserungen im Wohnbaubereich weder kürzen, noch streichen, noch verändern. Warum, das würden wir gerne einmal - am besten noch vor einem endgültigen Beschluss - mit Stadtrat Ludwig oder dem Bürgermeister besprechen.