Behörden frieren Ivo Sanaders Vermögen ein

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Die kroatische Justiz geht mit Elan gegen den Expremier vor. Montag traf die kroatische Ministerpräsidentin Jadranka Kosor zu einem Arbeitsmittagessen mit Bundeskanzler Werner Faymann zusammen.

Wien/Aga. Das Treffen war seit Längerem geplant, der mediale Andrang aufgrund der aktuellen Ereignisse enorm: Am Montag traf die kroatische Ministerpräsidentin Jadranka Kosor zu einem Arbeitsmittagessen im Dachgeschoß des Wiener Haas-Hauses mit Bundeskanzler Werner Faymann zusammen – nur drei Tage, nachdem ihr Vorgänger Ivo Sanader wegen eines internationalen Haftbefehls in Salzburg verhaftet worden war. Über die Causa prima wurde aber kaum gesprochen, ging es doch in erster Linie um den EU-Beitritt Kroatiens: Der Fall Sanader sei nur „ein marginales Thema“ am Rande gewesen, betonte Kosor.

Vorwurf des Amtsmissbrauchs

In Kroatien überschlagen sich indes die Ereignisse: Die Korruptionsanwaltschaft gab bekannt, dass das Vermögen Sanaders inzwischen eingefroren sei. Sie fordert die Höchststrafe von 15 Jahren für den Expremier. Allerdings sei man „weit entfernt“ von einer Anklage. Sanader werden Amtsmissbrauch und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen: Über Tarnfirmen soll er staatliche Gelder in Millionenhöhe beiseitegeschafft haben.

Unterdessen gerät auch Wolfgang Kulterer in den Strudel der Ereignisse: Gerüchte, wonach Sanader der Türöffner für die Kärntner Hypo Alpe Adria in Kroatien gewesen sei, bestreitet der frühere Chef der Bank aber vehement. Auch von Provisionen, die Sanader bei der Kreditvermittlung kassiert haben soll, und von illegalen Geldtransporten ist die Rede. Kulterers Anwalt Ferdinand Lanker bezeichnet die Anschuldigungen als „unrichtig“.

Gerüchte um Tonband

In den „Salzburger Nachrichten“ verweist Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler auf einen Tonbandmitschnitt vom Spätsommer 2006: Damals soll Kulterer Sanader immerhin als „persönlichen Freund“ bezeichnet haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2010)

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