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Mit Weitblick planen, vorausschauend entscheiden

Günther Reifer, CEO Terra Institute, Bundesminister Norbert Totschnig mit dem Gastgeber in Alpbach und Metro-Österreich-CEO, Xavier Plotitza, und Thomas  Rudelt, Mitglied der Geschäftsführung und Direktor Einkauf & Supply Chain Metro (v. l.).
Günther Reifer, CEO Terra Institute, Bundesminister Norbert Totschnig mit dem Gastgeber in Alpbach und Metro-Österreich-CEO, Xavier Plotitza, und Thomas Rudelt, Mitglied der Geschäftsführung und Direktor Einkauf & Supply Chain Metro (v. l.). (c) Metro Österreich/APA-Fotoservice/Pichler (2)
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Lebensmittel. Europa sei als Netto-Exporteur von Grundnahrungsmitteln und dank eines funktionierenden Binnenmarktes gut versorgt. Was aber nicht bedeute, sich mit dem Status quo zufrieden geben zu dürfen.

Ein umfassender Change in der Versorgungskette ist eine globale Herausforderung“, sagte Metro-Österreich-CEO Xavier Plotitza. Allerdings einer, dem man sich stellen müsse. Plotitza hatte für die Wiener Mittwochsgesellschaft des Handels, zu der Metro während des Europä­ischen Forums Alpbach geladen hatte, ein brisantes Thema gewählt: Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln.

Zu Gast bei der Diskussionsrunde war neben Norbert Totschnig, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, auch Nachhaltigkeitsexperte Günther Reifer (mehr zu seiner Keynote im Artikel nebenan). In der von Thomas Rudelt, Mitglied der Geschäftsführung und Direktor Einkauf & Supply Chain Metro Österreich, moderierten Runde, bei der auch Xavier Plotitza als Diskutant am Podium saß, sagte Totschnig, er könne – auch angesichts von Krisen wie dem Krieg in der Ukraine, Trockenheit bzw. Dürre etc. – garantieren, dass die Versorgung mit Lebensmitteln in Österreich sichergestellt sei.

„Aufgrund der hohen Eigenversorgung, die wir in Europa haben, gibt es keine Engpässe“, sagte Totschnig. „Wir brauchen auch keine Lebensmittel-Krisenlager.“ Diese seien „eine Denke“ aus Zeiten des Kalten Krieges, als Europa durch den Eisernen Vorhang getrennt war. Dank des funktionierenden Binnenmarkts seien derartige Lager nicht notwendig.Europa sei bei den Grundnahrungsmitteln – mit Ausnahme von Durumweizen  – Netto-Exporteur. Da­ran schließt sich auch seine Forderung: „Unser aller Ziel muss daher sein, die Produktion in Österreich zu halten. Um unsere bäuerlichen Familienbetriebe zu unterstützen, habe ich daher ein 110-Millionen-Euro-Versorgungssicherungspaket geschnürt. So können wir die gestiegenen Betriebsmittelkosten etwas abfedern, damit die Betriebe weiter produzieren und uns mit regionalen Lebensmitteln versorgen können. Bei der Stärkung der heimischen Landwirtschaft nimmt aber auch der Lebensmittelhandel eine wichtige Rolle ein“, sagte Totschnig.

Regionalität ernst nehmen

Das Stichwort Regionalität nahm Plotitza auf. Regionalität verstehe er europäisch. Das decke sich auch mit den Wünschen der Kunden. Entscheidend sei, dass die Kunden „genau darüber informiert werden, woher die Produkte stammen und wie die Lieferketten aussehen“. Das sei auch wichtig in Hinblick auf die Sorge, es könne doch zu Engpässen kommen. Doch schon während der COVID-Krise und der Lockdowns habe sich gezeigt: Metro ist verlässlicher Partner, wenn es gilt, potenzielle Engpässe bei einzelnen Produkten zu kompensieren. Auch weil es gelungen sei, mit Weitblick zu planen. Und das trotz Rohstoffmangels, Kapazitätsengpässen und fehlendem Fachpersonal sowie hohen Energiekosten.

Thomas Rudelt brachte ein konkretes und aktuelles Beispiel: Speiseöl. „Wir mussten entscheiden, dass wir über ein sogenanntes ,Forward Buying’ zusätzliche Volumen an den Weltmärkten kaufen und dann auch zusätzliche Lagerkapazitäten finden müssen. Mit unserer Erfahrung gelingt uns das bislang sehr gut.“ Es sei zuversichtlich, die Beschaffungskrise weiterhin so gut managen zu können. „Qualität ist oberste Priorität, wir machen da keine Kompromisse und wir helfen unseren Farmern und kleinen Produzenten und ermutigen diese, mit langfristigen Kontrakten und vernünftigen Zahlungsbedingungen höchste Qualitätsstandards aufrecht zu erhalten.“ 

»„Wir brauchen keine Lebensmittel-Krisenlager. Diese sind ein Konzept aus der Zeit des Kalten Kriegs.“«

Norbert Totschnig

Man fokussiere da­rauf, sagte Plotitza, agil und vorausschauend zu entscheiden. „Das bedeutet auch, dass wir sehr oft in ein erhöhtes Beschaffungsrisiko gehen.“ Allerdings habe sich mit Blick auf die Gastronomie gezeigt: Es ist fast schlimmer, wenn ein Produkt nicht vorrätig sei, als eine Preiserhöhung. Wichtig ist Plotitza auch die Nachhaltigkeit: Ein Thema, das ein umfassendes Umdenken verlange. Nicht nur regional, auch global. Dabei gehe es um die Produktion genauso wie um die Logistik und Fragen der Kundenbedürfnisse. Auch darum, Alternativen zu entwickeln oder wiederzuentdecken. Und, sagt er: „Es geht um ein klares Bekenntnis zu Diversität.“ Da spiele auch die Nähe zu den Kunden eine wesentliche Rolle, denn „wir lernen von ihnen und sind dadurch in der Lage, sie schneller und besser zu informieren und Lösungen anzubieten.

Jeder kann beitragen

Überhaupt sei er ein Fan von: Was kann jede und jeder tun? Man dürfe sich dabei nicht hinter der Politik verstecken und warten, dass etwas passiert. „Jeder kann etwas zur Verbesserung der Lage beitragen“, meinte Plotitza. Man könne darüber diskutieren, ob man im Winter Heidelbeeren aus Peru anbieten müsse. Es gehe um den Customer Demand, also das, was die Kunden erwarten. Doch bei Metro beobachte man, dass die Kunden eine Sensibilität entwickeln. Und manche Partner in der Gas­tronomie sagen: Wir brauchen bei unserem Frühstücksbuffet keine Bananen. „Außerdem versuchen wir Alternativen für unsere Kunden zu entwickeln.“ Etwa In-House-Farming, alternative Verpackungsformen, die biologisch abbaubar sind.

»„Man darf sich nicht hinter der Politik verstecken. Jeder kann etwas zur Verbesserung beitragen.“ «

Xavier Plotitza

Der Verzicht auf Plastikfolien oder Palmöl oder die Einführung von Einwegpfand brauche Zeit – und jede Menge Kommunikation. Dass es zu lang daure, bis Regeln beschlossen würden, kritisierte Reifer, doch Totschnig entgegnete: „Breiter Konsens braucht Zeit. Ja, es könnte immer schneller gehen, aber wir leben in einer sehr polarisierten Zeit.“

www.metro.at

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Dieser Artikel entstand mit finanzieller Unterstützung von Metro Cash & Carry Österreich.


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