Daniela Dröscher
Deutscher Buchpreis

Papa sagt, Mama ist zu dick

Daniela Dröscher steht mit „Lügen über meine Mutter“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Das verwundert denn doch.

Ein Dorf im deutschen Hunsrück in den 80er-Jahren. Vater, Mutter, Kind, die Großeltern, ein Hund. Man strebt nach Höherem. Das Höhere: eine solide Bürgerlichkeit. Der Vater konstruiert Getriebe und hofft auf eine Beförderung. Die Mutter betreut die englische Korrespondenz in der Lederfabrik und verdient „ein bisschen was dazu“. Das Kind? Weiß, dass hier nichts heil ist. Dass alles sofort über ihm zusammenbrechen kann. Da muss die Mutter nur vergessen zu tanken, und die Hölle bricht los. Denn in den Augen ihres Mannes ist das nur ein weiterer Beweis dafür, dass seine Frau unzuverlässig ist. Nicht nachdenkt. Schwach ist. Disziplinlos! Und deshalb sei sie auch zu dick. Viel zu dick!

Was sie wirklich ist: unglücklich. „Ihr Unglück lag meine ganze Kindheit und Jugend über wie Blei auf meinen Schultern. Deshalb ist das nicht nur ihre, es ist auch meine Geschichte“, schreibt Dröscher gleich am Beginn ihres autofiktionalen Romans, in dem sie eine Annäherung versucht. Die erste Übung: Die Verunglimpfungen durch den Vater beiseitezuschieben, dieses verrutschte Bild, das er von seiner Frau entworfen hat, gerade zu rücken. Die zweite: die Eltern in Figuren zu verwandeln, die ihr „dabei helfen, zu verstehen“. Vielleicht ist ihr das gelungen.

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