Neues Wohnen auf dem Lande

Eine Oase und gar nicht teuer

Das Hauptbaumaterial ist Holz, gedämmt wurde mit Stroh sowie Jute aus recycelten Kaffeesäcken.
Das Hauptbaumaterial ist Holz, gedämmt wurde mit Stroh sowie Jute aus recycelten Kaffeesäcken. [ Foto: Lisa Jochum]
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Wild, organisch und magisch: So lauten die zentralen Qualitäten, die von den Begründern des Wohnprojekts Auenweide vor vier Jahren definiert wurden. Nun ist die Siedlung im niederösterreichischen St. Andrä-Wördern bezogen. Ökologisch, sozial, leistbar: Es geht!

Möglichkeiten positiver Einflussnahme auf typische Wohn- und Siedlungsformen im ländlichen Raum“ lautete der Titel einer von den Architekten Herbert Prader und Franz Fehringer Ende der 1970er-Jahre initiierten und lang nach dem Tod Praders 1987 publizierten Forschungsarbeit. Sie kritisierten den „Landschaftsfraß“, die hohen Aufschließungs- und Erhaltungskosten und auch die Lebensqualität in den neuen Einfamilienhäusern. „Ist es wirklich erstrebenswert, ein Leben fernab der größeren Gemeinschaft zu leben? Ist es wirklich soo angenehm, immer auf das Auto angewiesen zu sein? Ist es wirklich das Geld oder gar eine lang belastende Verschuldung wert?“, fragten die Studienautoren. „Anstelle lebendiger Dorfgemeinschaften treten, wuchernd wie Krebsgeschwüre, unmenschliche Siedlungen, die die Kulturlandschaft unwiederbringlich ruinieren.“

Als Gegenmodell zum Üblichen stellten sie auch partizipativ entwickelte Wohnsiedlungen vor, darunter die Ökosiedlung Gärtnerhof in Gänserndorf von Architekt Helmut Deubner. Auf einem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück in St. Andrä-Wördern hatte Deubner rund drei Jahrzehnte nach seiner Pioniersiedlung mit einer soziokratisch organisierten Gruppe ein Wohnprojekt bis zur Umsetzungsfähigkeit fertiggeplant, das schließlich 2015 wegen einer verhängten Bausperre scheiterte. Als das Grundstück wieder zur Verfügung stand, fanden sich eine Baugemeinschaft, die ab 2018 mit Architekt Markus Zilker und seinem Team von einszueins Architektur ein neues Projekt in Angriff nahm, in dem seit heuer 45 Erwachsene und 30 Kinder leben.
„Ohne Gemeinschaft würde ich nicht in ein Dorf ziehen“, betont eine der Bewohnerinnen. Isoliert vom Rest der Dorfgesellschaft ist die Auenweide trotz der oasenhaften Anmutung nicht. In der Zuzugsgemeinde St. Andrä-Wördern gibt es eine Reihe von Initiativen, Vereinen und Unternehmen, die sich nachhaltiges, solidarisches Leben und Wirtschaften auf die Fahnen geheftet haben – da fiel es leicht, anzudocken.

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