Kreislauf

Architektur in der Endlosschleife

Die Architektur versucht sich allmählich an komplexen, nachhaltigen Formen: nämlich an Kreisen, die sich schließen. Beim Material, im Entwurf und in der Nutzung.

Schöner hält länger. Ästhetische Nachhaltigkeit sagen manche auch dazu. Funktional können Designer und Architektinnen ebenso im Entwurf bereits die Lebensdauer der Dinge, die sie schaffen, um einiges verlängern. Doch in den allermeisten Fällen endet das, was als Idee begann, dann doch dort, wo fast alles endet, was Menschen erzeugen: im Müll. Manche Häuser sind schon Müllberge, wenn sie entstehen, man sieht es ihnen nur nicht gleich an, weil sie gebaut, gezirkelt und geplant werden, nicht einfach nur aufgeschüttet. Wie die gesamte Welt der Dinge dachte auch die Architektur seit der Industrialisierung vor allem in eine Richtung: linear. Also von Anfang bis Ende. Und nicht wieder zurück.
Ressourcen schöpfen, bauen, weg damit. Und das nächste Projekt. Dabei werden in vielen Gebäuden derart hartnäckige Kompositwerkstoffe verbaut, die dem Planeten länger erhalten bleiben, als ihm lieb sein kann. Das unter anderem erzählt Beate Engelhorn, sie leitet das Haus der Architektur in Graz. Die allermeisten Materialien, die man in Häusern verbaut, lassen sich am Ende ihres Lebenszyklus nicht mehr sortenrein trennen. So wie man es inzwischen mit manchen Sofas machen kann, die schon im Konzept „zirkulär“ angelegt sind. Manchmal sogar schon mit Materialien, die auch bereits in ihre zweite Verwertungsschleife eingebogen sind. Aber allmählich denkt auch die Architektur am Ende des einen Hauses den Anfang des nächsten mit.

Im Kreis bauen

Gerade mit solchen Projekten hat sich Beate Engelhorn in den letzten Jahren ausgiebig beschäftigt. Auch kuratorisch etwa in der Ausstellung „Material Loops“, die von Graz in diesem Jahr schließlich in erweiterter Form in die Architekturgalerie München weitergewandert ist. Re-Use ist eine der Möglichkeiten, Kreise zu schließen, die Materialien und Entwürfe schon für die Zukunft vorzeichnen können. Manchmal dürfen da auch, dem „Upcycling“-Prinzip folgend, das im Design schon seit Jahren in manchen Produktnischen seine Runden dreht, etwa ausrangierte Windturbinen zu Spiel­geräten geraten, über die die Kinder auf einem Rotterdamer Spielplatz klettern. Oder man muss nicht erst lang nach Rohstoffen bohren, schürfen, graben oder sie sonst wie energieintensiv der Erde abtrotzen. Man schickt einfach Menschen in die alten Häuser zum „Ernten“. Auch in abbruchreifen Fabriken im niederländischen Enschede hat das Büro Superuse etwa so einiges gefunden, aus dem sich schließlich ein neues Haus formen durfte, die Villa Welpeloo.

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