Der hektische Hilferuf am Wochenende erstaunt angesichts eines Problems, das seit Monaten absehbar war.
Eine Beratung mit Experten zum Thema Versorgungssicherheit – so unspektakulär hatte das Bundeskanzleramt Sonntag Vormittag den Krisengipfel am Abend angekündigt. Zu dem Zeitpunkt wusste man natürlich in der Regierung schon längst, was Sache war: Samstag Vormittag hatte die Wien Energie Alarm geschlagen: Da hatte der Landesversorger von der Strom-Börse die Nachricht erhalten, dass 1,75 Milliarden Euro zu bezahlen sind – und zwar bis Montag. Der Grund: Ein Preissprung an der Börse am Freitag.
Für die Wien Energie war der Betrag alleine nicht zu stemmen, der hektische Hilferuf an die Bundesregierung erstaunt aber trotzdem. Das Problem war nämlich schon seit Monaten absehbar – selbst für Außenstehende. Die Ratingagentur Fitch hat schon im Juni auf die Probleme der Wien Energie im Bereich der Derivate aufmerksam gemacht. Und die Rathaus-SPÖ wusste selbstverständlich auch Bescheid, hat sie dem Landesversorger doch schon in den vergangenen Wochen und Monaten unter die Arme gegriffen, ohne das an die große Glocke zu hängen. Wie viel die Gemeinde Wien zur Verfügung gestellt hat, ist noch nicht bekannt, der grüne Stadtrat Peter Kraus spricht davon, dass die Stadt dreimal mit hohen Millionenbeträgen ausgeholfen habe, insgesamt mit rund zwei Milliarden Euro. Am Wochenende dürften dann aber auch die Möglichkeiten des Eigentümers erschöpft gewesen sein.