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Marcus King: Das Gitarrenspiel als Muttersprache

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Der 26-jährige Genius lädt auf „Young Blood“ patinierten Blues-Rock mit aktuellem Herzschmerz auf.

Er ist erst 26 Jahre alt, aber längst ein Veteran. Mit drei Jahren begann Marcus King mit dem Gitarrespiel. Dass er Musiker werden würde, war rasch klar: Er übte, bis die Finger bluteten. Nur mit Ach und Krach schaffte er den Pflichtschulabschluss in South Carolina, dann ging es sofort auf Tour. Drei famose Alben mit seiner Marcus-King-Band begründeten seine Reputation als neues Wunderkind zwischen Blues, Southern Rock und Soul.

2020 veröffentlichte er sein für den Grammy nominiertes Solodebüt, „El Dorado“. Dan Auerbach von den Black Keys half ihm in die Spur des Soul. Nun, zwei Jahre später, liegt „Young Blood“ vor, eine Liedersammlung, die wie selbst auferlegter Exorzismus anmutet. Obwohl Auerbach abermals hinter dem Mischpult saß und viele Lieder als Co-Autor mitprägte, klingt die Chose radikal rauer. Im Kern spielt King mit einem Trio, das zuweilen durch Mellotron- und Gitarrensoundspenden von Auerbach aufgefettet wird.

Das klingt stark nach den Blues-Trios der späten Sechziger und frühen Siebziger. Also nach Cream und Free, zuweilen auch nach der frühen Steve-Miller-Band. Im Zentrum steht das brachial-zärtliche Gitarrenspiel Kings, dem sich die Songstrukturen brav unterordnen. Beständig wechselt King als Gitarrist zwischen giftigen Grooves und elektrisierenden Soli.

Auf „Aim High“ kommt sein Spiel gar in die Nähe eines Jimi Hendrix. Ein weiteres Atout ist diese wunderherrliche, heisere Stimme, die die Dämonen benennt, unter denen King während der letzten Jahre gelitten hat: Alkohol- und Drogenabusus, Liebeskummer und Depressionen. Die wehe Verfasstheit des Künstlers macht diese Sounds, die manche gern als Retro abtun, brandheiß. King dachte zeitweilig sogar, die Aufnahmen wären sein Epitaph: „Ich wollte Leuten, die in einer ähnlichen Lage sind, Hoffnung spenden, obwohl ich dachte, für mich sei es zu spät“, sagte er jüngst in einem Interview. Mittlerweile muss man sich keine Sorgen mehr um den Youngster machen: Eine fesche Dame kümmert sich um den beinah gefallenen Helden. Musikalisch musste man ohnehin nie um ihn bangen.

Marcus King: „Young Blood“, Label: Universal.

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