Am Dienstag legte Wien Energie Zahlen zu den umstrittenen Termingeschäften auf den Tisch. Diese sollen zeigen, dass nicht spekuliert wurde.
Wien. Ist der plötzliche Liquiditätsbedarf bei Wien Energie in Milliardenhöhe die Folge von verrückt spielenden Strommärkten oder hat das Unternehmen auch gefährliche Spekulationsgeschäfte durchgeführt? Das war auch am Tag zwei nach Bekanntwerden der Finanzprobleme die zentrale Frage, weshalb sich am Dienstag der Rechnungshof einschaltete und erklärte, die Hintergründe überprüfen zu wollen.
Befeuert wurde die Vermutung über mögliche Spekulationen durch eine Zahl aus dem Finanzbericht der Wiener Stadtwerke. Demnach lag das Volumen von Verkaufs-Termingeschäften für Strom per Ende 2021 bei 16,88 Terawattstunden – etwa dem Dreifachen der jährlichen Produktionsmenge von zuletzt 6,28 Terawattstunden. Mit anderen Worten: Bei Geschäften in diesem Ausmaß hätte Wien Energie sogenannte Leerverkäufe getätigt, also Strom verkauft, den man selbst nicht produzieren kann, und damit auf fallende Kurse gewettet. Bei der aktuellen Preisentwicklung würde das Verluste in Milliardenhöhe bedeuten.