Die Schwägerin von Rockefeller schildert Grauenhaftes.
Neue Freie Presse am 1. Juni 1923
Aus London wird uns geschrieben: Die Empörung, welche die ersten Nachrichten von dem Ueberfall chinesischer Briganten auf den Expreßzug Schanghai-Peking und von der Entführung seiner weißen Passagiere erregte, findet neue Nahrung an den Einzelheiten, die jetzt durch die Untersuchung des amerikanischen Regierungsvertreters Dr. Schuhmann der Presse übermittelt worden sind. Unter den Ueberfallenen befand sich auch die Schwägerin von Rockefellner jun., Miß Lucy Aldrich, die mit den anderen verschleppt und als eine der ersten freigelassen wurde.
Der Ueberfall ist, wie die Dame erzählt, in tiefster Nacht ausgeführt worden. Miß Aldrich, durch die Erschütterung des zum Entgleisen gebrachten Zuges aus dem Schlafe geweckt, hatte kaum Zeit, sich ein leichtes Gewand überzuwerfen und in die Pantoffeln zu schlüpfen, als ein schmutziger, in Lumpen gehüllter Kuli, wild mit seinem Gewehr herumfuchtelnd, in ihr Abteil trat. Roh zerrte er die Weiße hinaus, die mit ihren Schicksalsgefährten von etwa 20 wilden Gesellen gegen die Berge zugetrieben wurde. Ja, getrieben! Denn die Räuber waren in Eile.