US Open

Wenn der Star die Show so sehr genießt wie das Publikum

 Serena Williams
Serena WilliamsIMAGO/Shutterstock
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Serena Williams weckte beim Sieg über die Weltranglistenzweite Anett Kontaveit Erinnerungen an ihre besten Zeiten und überraschte alle, außer sich selbst. Mit Coco Gauff, 18, schlägt sich eine potenzielle Erbin warm.

New York. Die Frage glich fast schon einer Majestätsbeleidigung. Ob sie sich mit ihrem Spielniveau gerade selbst überrascht, wurde Serena Williams bei den US Open nach ihrem famosen Zweitrundensieg gegen die Weltranglistenzweite Anett Kontaveit gefragt. „Was?“, lautete sodann auch die Antwort der Tennisikone. Ein kräftiges Lachen späte sagte sie schließlich mit dem Selbstbewusstsein einer 23-maligen Grand-Slam-Turniersiegerin: „Ich bin nur Serena.“

Dass mit Serena Williams nach wie vor zu rechnen ist, zeigt die bald 41-Jährige bei ihrem voraussichtlichen Abschiedsturnier in New York. Nach dem etwas holprigen Auftaktsieg gegen Danka Kovinic trat die US-Amerikanerin im Duell mit Kontaveit phasenweise fast wie zu besten Zeiten auf. Am Ende setzte sich sie sich gegen die Estin unter tosendem Applaus im Arthur Ashe Stadium mit 7:6 (7:4), 2:6, 6:2 durch.

Williams erkämpfte sich damit vor ihrem nahenden Karriereende mindestens ein weiteres Grand-Slam-Einzelspiel. In der dritten Runde trifft sie am Freitag auf die Australierin Ajla Tomljanovic, ihre erst siebente Partie in diesem Jahr. Dass Williams' Antreten beim Heimturnier, bei dem sie 1999 als damals 17-Jährige ihren ersten Major-Sieg feierte, dennoch keine reine Abschiedsshow ist, hat sie inzwischen deutlich gemacht. Kaum Spielpraxis, abgerutscht auf Weltranglistenplatz 605, vor den US Open schwache Ergebnisse – kaum jemand hatte ihr hier so eine Leistung zugetraut.

Neue Leichtigkeit

„Ein bisschen steckt noch in mir“, sagte Williams nun also mit einem Lächeln, und es klang fast wie eine Warnung an die Konkurrenz. Die Skepsis der Öffentlichkeit tangiere sie nicht, sie habe im Vorfeld vielmehr zu sich selbst gesagt: „Serena, du hast alles gewonnen, spiele einfach. Sei Serena. Ich habe nichts zu beweisen, nichts zu verlieren.“ Diese Leichtigkeit ist in ihren Schlägen nicht zu übersehen.

In Flushing Meadows, wo ihre Karriere also den ersten von 23 Grand-Slam-Siegen erlebte, soll sie 24 Jahre später enden. Vor drei Wochen hat die wahrscheinlich besten Tennisspielerin der Geschichte in der Modezeitschrift „Vogue“ ihren baldigen Rücktritt vom Leistungssport angekündigt. Den genauen Zeitpunkt aber hält Williams betont vage. „Man weiß ja nie“, kokettierte sie erst jetzt wieder in New York.

Die Träume von Coco Gauff

Mit der 18-jährigen Coco Gauff wächst womöglich eine Williams-Nachfolgerin heran. Die hochtalentierte US-Amerikanerin zog mit einem 6:2,7:6-Sieg über die Rumänin Elena-Gabriela Ruse (6:2, 7:6) ebenfalls in die dritte Runde ein und zeigte dabei mit einem Aufschlagstempo von 206 km/h auf. „Ich habe hier Serena und Venus spielen sehen und jetzt laufe ich hier selbst auf. Es war immer ein Traum von mir, hier zu spielen und zu gewinnen“, so der Teenager, der in Runde drei auf Landsfrau Madison Keys trifft.

Der diesjährige Finaleinzug bei den French Open hat Gauff die Augen geöffnet. „Es gibt so viel mehr im Leben als Tennis, Sieg und Niederlage“, erklärte die 18-Jährige ihren neuen Zugang. „Ich möchte keine Angst vor dem Ergebnis haben, sondern auch die schwierigen Momente genießen.“ 

(red./APA/dpa/Reuters)

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