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Was tun bei steigenden Turbulenzen?

Pharmawerte wie Roche gelten als nicht allzu volatil. Zumindest war das in der Vergangenheit so.
Pharmawerte wie Roche gelten als nicht allzu volatil. Zumindest war das in der Vergangenheit so.(c) SSPL via Getty Images (Science & Society Picture Librar)
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Die Sorgen vor höheren Zinsen wachsen, die Schwankungen an den Börsen nehmen deshalb zu. Eine spezielle Anlageklasse versucht, die Volatilität zu minimieren.

Wien. Das jährliche Jackson-Hole-Treffen internationaler Notenbanker Ende vergangener Woche im US-Bundesstaat Wyoming wurde mit Spannung beobachtet. Die Hoffnung war groß, dass US-Notenbank-Chef Jerome Powell eine mögliche Verlangsamung beim Tempo der Zinsanhebungen bekannt geben würde. Schließlich war die Juli-Inflationsrate in den USA nach Monaten der Zuwächse erstmals wieder gesunken. Doch Marktteilnehmer wurden bitter enttäuscht.

Powell betonte stattdessen, die Inflation mit aller Härte bekämpfen zu wollen, selbst wenn solch eine Aktion der Konjunktur jenseits des Atlantiks einen Dämpfer verpassen könnte. Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel meinte bei dem Treffen, dass die Notenbanken im aktuellen Umfeld kraftvoll handeln sollten.

Auf den Finanzmärkten kamen die Aussagen nicht besonders gut an. Einmal mehr verloren kurz danach vor allem Wachstumsaktien – zu denen etwa Technologieunternehmen zählen – kräftig an Wert. Denn die Sorge wächst, dass die künftig erwarteten Gewinne bei solchen Firmen angesichts steigender Zinsen schrumpfen werden. Der spätsommerliche Börsenauftrieb wurde folglich abrupt beendet, die Turbulenzen nehmen inzwischen wieder deutlich zu. „Nach dem schlechtesten ersten Halbjahr der Börsengeschichte müssen Anleger auch weiterhin starke Nerven beweisen“, konstatiert Marcus Hüttinger, Marktstratege beim deutschen Vermögensverwalter Gané.

Möglichst geringe Volatilität

Umso mehr kann sich in diesem Zusammenhang der Blick auf Minimum-Volatility-ETFs lohnen. Worum geht es dabei? Grundsätzlich handelt es sich bei ETFs (Exchange Traded Funds) um kostengünstige Indexfonds, die laufend an der Börse gehandelt werden. Bei Minimum-Volatility-Produkten setzt sich der zugrunde liegende Index insbesondere aus jenen Aktien zusammen, die zumindest historisch geringere Schwankungen aufweisen als der Gesamtmarkt.

Ein Beispiel ist etwa der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF, der sich aus jenen Aktien aus dem MSCI World Index zusammensetzt, die eine verhältnismäßig geringere Volatilität aufweisen. Auf ein Jahr etwa lag die Volatilität bei zwölf Prozent, die Wertentwicklung auf Eurobasis bei rund acht Prozent. Im Vergleich dazu lagen die Schwankungen des breiter gefächerten iShares Core MSCI World UCITS ETF auf ein Jahr bei rund 17 Prozent, der Wertzuwachs bei knapp mehr als drei Prozent.

Pharma als Schwergewicht

Dazu muss man sich freilich die Zusammensetzungen ein wenig näher ansehen: Während bei letzteren Indexfonds Technologietitel wie Apple, Microsoft und Amazon aus den USA zu den größten Positionen zählen, sind es beim Minimum-Volatility-Produkt von iShares Pharmawerte wie die Schweizer Roche und die US-amerikanische Vertex Pharmaceuticals sowie Verizon Communications, ebenfalls aus den USA.

Beim CSIF-ETF wird der Fokus nicht nur auf geringe Kursschwankungen gesetzt, sondern auch Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Deshalb wird bei der Selektion zusätzlich auf jene Firmen geachtet, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien im Vergleich zu ihren Branchenmitbewerbern besonders erfolgreich umsetzen. Zu den größten ETF-Positionen zählen auch hier Vertex Pharmaceuticals sowie Cisco und Pepsico.

Anleger, die den Fokus auf Europa legen möchten, könnten einen Blick auf den SPDR Euro Stoxx Low Volatility UCITS ETF werfen. Darin sind 100 Aktien aus elf Ländern der Eurozone enthalten, etwa die italienische Assicurazioni Generali, die französische Orange und Elisa aus Finnland.

Anleger sollten bei solchen Investments jedoch beachten, dass auch diese trotz allem stärker schwanken können. Eine Garantie für eine ruhigere Wertentwicklung im Vergleich zum Hauptindex gibt es nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2022)

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