Flugshow

200 Fluggeräte und Umweltkonzept: Airpower22 in Zeltweg startet

APA/ERWIN SCHERIAU
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Beim heurigen Event wurde auf kürzere Transportwege, klimafreundliche Anreise und Regionalität gesetzt. Experten bezeichnen diese Maßnahmen als „wichtigen Schritt“, der allerdings noch nicht ausreicht.

Die Flugshow Airpower22 des Bundesheeres, Red Bull und des Landes Steiermark hat am Freitag im obersteirischen Zeltweg begonnen. Und zwar mit einem Fahnensprung und einem "Skytext" sowie einem donnernden Eurofighter-Überflug. 200 Fluggeräten aus 20 Ländern werden teilnehmen. Zudem wurde ein umfassendes regionales Umweltkonzept durch kürzere Transportwege, klimafreundliche Anreise und viel Regionalität umgesetzt. Befragte Experten bewerten die gesetzten Maßnahmen teils positiv, teils unzureichend.

Zur Gratis-Veranstaltung am 2. und 3. September werden rund 300.000 Fans erwartet. Die 200 Fluggeräte, davon rund 50 vom Bundesheer, kommen aus 20 Nationen. Sie werden gemeinsam mit mehreren Kunstflugstaffeln für das Programm am Boden sowie in der Luft sorgen.

Mehr Züge und Busse, weniger Parkplätze

Inwiefern eine klimaschonende Flugshow realisierbar ist, wird wohl erst danach beurteilt werden können und hängt unter anderem vom Anreiseverhalten der Besucherinnen und Besucher ab. Dieses Jahr werden mehr Züge und Busse bereitgestellt und die Zahl der Parkplätze wurde von 36.000 auf 18.000 halbiert.

Den Auftakt machte Freitagfrüh eine PC-6 Turbo Porter, der Flying Bulls, die mittels künstlichem Rauch "Welcome to Airpower22" in den Himmel schrieb, was aber in dieser Höhe nur wenige Sekunden lesbar gewesen ist. Dann folgte ein krachender Überflug eines Eurofighters des Bundesheeres, der eine sogenannte Platzrunde drehte. Bei einem Fahnensprung glitten Fallschirmspringer mit steirischen und österreichischen Fahnen zu Boden.

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Regionale Verpflegung

Beim Catering und der Infrastruktur wurde erstmals auf eine hundertprozentige Regionalität aus den Bezirken Murtal, Leoben und Murau geachtet, wie der Leiter des Airpower-Projektbüros, Oberstleutnant Michael Hendel, betonte. Beispielsweise komme das Bier nun aus der nahe gelegenen Privatbrauerei Murau. Auch das Thalheimer Bier aus der westlich von Zeltweg liegenden Gemeinde Pöls-Oberkurzheim werde an einem Stand ausgegeben.

Wichtig sei zudem, woher die Produkte stammen, weshalb vertragliche Kriterien zwischen Airpower-Veranstalter und Caterer geschlossen wurden. So werde fast ausschließlich auf regionale beziehungsweise nationale Küche gesetzt. Die Grundzutaten seien dabei alle regionaler Herkunft: "Wir wollen keinen Lachs aus der Nordsee und keine Exklusivspeisen", so Hendel. In den vergangenen Airpower-Jahren wurde lediglich darauf geachtet, dass das Catering aus Österreich stamme.

Van der Bellen und Drexler unter Besuchern

Das Showprogramm dauert von 9.00 bis 17.00 Uhr und ist an beiden Tagen fast ident. Ein Highlight soll der Überflug zweier US-amerikanischer B-52-Bomber "Stratofortress" sein. Allerdings ist noch nicht klar, wann die Amerikaner "vorbeischauen". Es findet auch eine Leistungsschau von Luftfahrtindustrie und Forschungseinrichtungen statt, mit Fokus auf alternative Treibstoffe und Antriebe.

Im Gegensatz zur letzten Flugshow 2019 lässt sich die hohe Politik - damals war wohl die Klimadebatte ausschlaggebend - diesmal durchaus im Aichfeld blicken. Am Freitag am späten Nachmittag kommt der neue steirische LH Christopher Drexler (ÖVP) zu einem Empfang. Am Samstag gegen 11.00 Uhr wird der Bundesheer-Oberbefehlshaber und wahlkämpfende Bundespräsident Alexander Van der Bellen vorbeischauen. Eingesetzt werden seitens des Bundesheeres rund 6.000 Soldaten.

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„Regionalität nicht gleich Klimaneutralität"

Umweltexperten schätzen die Großveranstaltung unterschiedlich ein. Franz Prettenthaler, Institutsleiter für Klima, Energie und Gesellschaft bei Joanneum Research, erklärte, dass es wichtig sei, dass jede Airpower um 14 Prozent weniger emittieren müsse, damit Österreichs Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden könne. Auch gab er zu bedenken, dass Regionalität nicht automatisch Klimaneutralität bedeute. Er halte die Maßnahmen für einen wichtigen Schritt, mit dem es aber "noch nicht getan" sei. Insgesamt habe er aber den Eindruck, dass das Ziel der Klimaneutralität hier ernsthaft verfolgt würde.

Auch der Ökonom Oliver Fritz vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung bewertet insbesondere die Maßnahmen, die im Bereich der An- und Abreise von Besuchern gesetzt wurden, als positiv. Er betonte, dass man zumindest sehe, dass der Umweltgedanke hier ein Thema sei.

Um einiges kritischer beurteilt Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel die Durchführung der Airpower. Er betrachtet die Großveranstaltung als "vertane Chance", die im Jahr 2022 das klare Signal setze, dass Klimaschutz nicht ernstgenommen werde. Mit einer Besucherlimitierung von 100.000 auf 50.000 Besucher täglich, wie das etwa auch bei Konzerten oder ähnlichen Veranstaltungen üblich sei, hätte man die Emissionen massiv reduzieren können, so Kirchengast. Auch fordert er bei einem derartigen Event, das von Land und Bund mitfinanziert wird, mehr Verantwortung von der Politik.

Strengere Vorgaben gebe es dieses Mal auch für Standbetreiber: Kompostierbares Material, wie Holz oder Bambus, ist verpflichtend zu verwenden. Die vergangenen Male basierte die Verwendung von nachhaltigeren Materialien auf Freiwilligkeit.

Sonderzüge eingerichtet, kostenpflichtiges Parken

Auch schuf man seitens der Veranstalter Anreize bei der Anreise mit Öffis: Gemeinsam mit der ÖBB wurden Sonderzüge von Villach, Salzburg, Linz und Wien eingerichtet. Außerdem können Besucher die Kurzsprinter- und Shuttlezüge von Kraubath und Knittelfeld nutzen. Durch eine entwickelte Bus Alliance ist es außerdem möglich, aus ganz Österreich mit dem Bus anzureisen. Die Kapazitäten des Regionalverkehrs wurden erhöht.

Gleichzeitig soll die Anreise mit dem Pkw durch eine kostenpflichtige Vorabbuchung eines 20-Euro-Parkscheins unattraktiv gemacht werden. Was die Flüge der ausländischen Teilnehmer betrifft, seien diese im Kontingent ihrer Übungsstunden enthalten und würden, so Hendel, keine zusätzlichen Emissionen verursachen. Der Projektbüroleiter erklärte außerdem, dass Biofuels in Zukunft definitiv ein Thema seien, aber die Marktreife dafür noch fehle.

(APA)

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