Musikwissenschaft

Musik, die von Lebensmüdigkeit erzählt

Vergils „Aeneis“ lieferte den Stoff für Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“. Zentral dabei: Didos Suizid.
Vergils „Aeneis“ lieferte den Stoff für Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“. Zentral dabei: Didos Suizid.Getty Images
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Julia Heimerdinger von der Uni für Musik und darstellende Kunst Wien untersucht, wie Suizidalität in der Musik thematisiert wird, welche Funktionen damit erfüllt werden – und welche Legenden sich um einzelne Lieder ranken.

Ludwig Hirsch besang den Tod als „großen schwarzen Vogel“, Billie Holiday als „black coach of sorrow“, als schwarze Kutsche der Trauer. Beiden Liedtexten gemeinsam ist, dass sie von Suizidgedanken erzählen. Sie reihen sich dabei ein in eine Tradition, die bis in die Antike zurückreicht und mit der sich Julia Heimerdinger von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW) mittlerweile seit sieben Jahren beschäftigt. Die Musikwissenschaftlerin untersucht, wie Suizidalität in der Musik und ihren Texten gestaltet wird und inwiefern das Publikum mitleiden oder abgeschreckt werden soll.

„Lasst mich sterben“

Frühe Zeugnisse von Suizidalität in der Musik finden sich bei dem römischen Epiker Vergil und seinen Hirtenliedern, in denen er das Motiv teilweise in Anlehnung an den griechischen Dichter Theokrit aufgreift. Barockopern wie „L'Arianna“ (Uraufführung: 1608) von Claudio Monteverdi knüpfen in „Suizid-Arien“ an antike Mythen und Literatur an. „Arianna steigt ins Wasser, weil ihr Geliebter davongesegelt ist. Sie wird von Fischern gerettet und stimmt daraufhin das Lamento ,Lasst mich sterben‘ an“, sagt Heimerdinger. Die Grundtonart ist passend zur Traurigkeit und Tragik des Texts d-Moll.

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