Serie: Neun x eins

Wien, ein roter Riese mit Rissen

Michael Ludwig, hier bei der Aktion „Rein ins Rathaus“, muss sich derzeit ungewöhnlich viele kritische Fragen stellen lassen.
Michael Ludwig, hier bei der Aktion „Rein ins Rathaus“, muss sich derzeit ungewöhnlich viele kritische Fragen stellen lassen. Katharina F.-Roßboth
  • Drucken
  • Kommentieren

Allmachtsfantasien sind Michael Ludwig nicht fremd, wie die Wien- Energie-Misere zeigt. Den Krisenmodus lernt er hingegen jetzt erst kennen.

Nix is so sche wie da Summer in Wien“, singt Ernst Palicek im gleichnamigen Song. Tatsächlich frönt man diesem auch am Rathausplatz der Bundeshauptstadt im Juli und August recht ausgiebig. Politische Sitzungen sind zu dieser Zeit eher Mangelware. Auf der Agenda des Bürgermeisters stehen dann vor allem Wohlfühltermine: Polizeistationen werden eröffnet oder Kinder für die Aktion „Rein ins Rathaus“ willkommengeheißen, wo der Stadtchef dann, umringt von Minireportern, Fragen nach seiner Lieblingsfarbe und -speise beantwortet.

Die vergangene Woche passt jedenfalls nicht zum gewohnten Wiener Sommerloch – und auch nicht in das Bild, in dem sich Michael Ludwig sonst gefällt. Er teilt nicht nur den Namen mit dem französischen Sonnenkönig. Auch sein Machthabitus mutet im vierten Jahr im Bürgermeistersessel, der ihn zum mächtigsten Player in der SPÖ macht, gelegentlich absolutistisch an – ähnlich seinen Vorgängern. Beflügelt von 41,6 Prozent agiert er seit der Wien-Wahl 2020 omnipotent. Das schlägt sich zuweilen auch auf den Tonfall nieder, in dem er etwa über die (grüne) Konkurrenz spricht, wenn die Kameras ausgeschaltet sind.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Türkis-blaue Spitzen (v. l.): Krauss (FPÖ-Klub), Nepp (FPÖ), Mahrer (ÖVP), Wölbitsch (ÖVP).
Wien Energie

Eine Allianz gegen Michael Ludwig

Die Wiener ÖVP und FPÖ gaben bekannt, dass die Stromgeschäfte des Betriebs mit einer Untersuchungskommission beleuchtet werden. Sie soll noch vor Weihnachten starten.
Strommarkt

Warum Wien Energie diese Woche 158 Mio. Euro mehr von der Börse bekommt als sie eingezahlt hat

Anfang der Woche waren die an der Börse fälligen Sicherheiten so hoch, dass Wien Energie um Finanzhilfe bat. Im Verlauf der Woche hat der Versorger jedoch mehr Geld von der Börse zurückbekommen, als er überweisen musste. Wien Energie brauche aktuell keinen einzigen Euro, so Finanzstadtrat Hanke.
Schellhorn am Samstag

Die „ganz normalen Geschäfte“ der schlingernden Wien Energie

Wie es aussieht, wurde die Wien Energie gleich von mehreren „Tsunamis“ erfasst. Und blieb dabei das einzige Opfer der Branche. Dafür muss es gute Gründe geben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.