Allmachtsfantasien sind Michael Ludwig nicht fremd, wie die Wien- Energie-Misere zeigt. Den Krisenmodus lernt er hingegen jetzt erst kennen.
Nix is so sche wie da Summer in Wien“, singt Ernst Palicek im gleichnamigen Song. Tatsächlich frönt man diesem auch am Rathausplatz der Bundeshauptstadt im Juli und August recht ausgiebig. Politische Sitzungen sind zu dieser Zeit eher Mangelware. Auf der Agenda des Bürgermeisters stehen dann vor allem Wohlfühltermine: Polizeistationen werden eröffnet oder Kinder für die Aktion „Rein ins Rathaus“ willkommengeheißen, wo der Stadtchef dann, umringt von Minireportern, Fragen nach seiner Lieblingsfarbe und -speise beantwortet.
Die vergangene Woche passt jedenfalls nicht zum gewohnten Wiener Sommerloch – und auch nicht in das Bild, in dem sich Michael Ludwig sonst gefällt. Er teilt nicht nur den Namen mit dem französischen Sonnenkönig. Auch sein Machthabitus mutet im vierten Jahr im Bürgermeistersessel, der ihn zum mächtigsten Player in der SPÖ macht, gelegentlich absolutistisch an – ähnlich seinen Vorgängern. Beflügelt von 41,6 Prozent agiert er seit der Wien-Wahl 2020 omnipotent. Das schlägt sich zuweilen auch auf den Tonfall nieder, in dem er etwa über die (grüne) Konkurrenz spricht, wenn die Kameras ausgeschaltet sind.