Pizzicato

Die Seligen und die Unseligen

Zehntausende Gläubige, voran Italiens Kardinäle und Bischöfe, versammelten sich zur Seligsprechung Johannes Pauls I. auf dem Petersplatz.

33 Tage nur hatte das Pontifikat von Albino Luciani, des „lächelnden Papstes“, im Dreipäpstejahr 1978 gedauert. Die Würde war ihm zur Bürde geworden. „Nach dem Vorbild Jesu war er ein sanftmütiger und demütiger Hirte“, würdigte ihn Franziskus.

Hört, hört! Im Klerus und im Vatikan mochten sich manche angesprochen gefühlt haben. Mario Delpini, der stolze Erzbischof von Mailand, war neulich nach Como gepilgert, um dem dortigen Bischof zur neuen Kardinalswürde zu gratulieren – ein Como-Gang. Er selbst war bei der Kür der Kirchenfürsten neuerlich übergangen worden, was er mit Ironie und einer Prise Sarkasmus quittierte.

Darin komme die „ganze Weisheit“ des Heiligen Vaters zum Ausdruck. Wahrscheinlich habe der Papst gedacht, er habe in Mailand zu viel um die Ohren, um ihn mit weiteren Aufgaben zu belasten, ätzte er. In Wahrheit ist es ein klarer Affront, ein wenig so, als wäre der Oberhirte von Wiener Neustadt zum Kardinal aufgestiegen, nicht aber jener in Wien. Wie sagte Delpini? Eine der drei ewigen Fragen der Kirche laute: „Was denken die Jesuiten?“ Eine Spitze gegen Franziskus. Die Erhebung zum Kardinal ist für ihn in weite Ferne gerückt – und die in den Seligenstand ohnehin. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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