Der türkische Präsident schwört sein Land auf einen „schweren Kampf“ mit dem Westen ein. Athen wirft ihm vor, mit Dynamit zu spielen.
Istanbul. Kritik an Griechenland sind die Türken von ihrem Präsidenten gewohnt. Doch was Recep Tayyip Erdoğan am Wochenende über den Nachbarn und Nato-Partner zu sagen hatte, übertrifft alle bisherigen Drohungen. Erdoğan stellte erstmals die griechische Souveränität über Inseln in der Ägäis und im Mittelmeer infrage und drohte mit einem Angriffskrieg zur Eroberung der Inseln. Seine Landsleute schwor er auf einen harten, verlustreichen Kampf gegen den Westen ein. Selbst nationalistische Erdoğan-Fans waren überrascht.
Für seine Drohung suchte sich Erdoğan einen Auftritt bei einer Rüstungsausstellung am Samstag in Samsun an der Schwarzmeerküste aus. Als er in einer roten Pilotenjacke die Rednerbühne betrat, jubelten ihm Zehntausende Zuschauer mit türkischen Fahnen zu. Unter ihnen war auch sein Schwiegersohn, der Drohnenfabrikant Selcuk Bayraktar.
Der türkisch-griechische Dauerstreit um Hoheitsansprüche in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer war in den vergangenen Tagen eskaliert. Die griechische Luftabwehr nahm nach Angaben Ankaras türkische Kampfflugzeuge bei einem Aufklärungsflug bei Rhodos ins Visier. Die Türkei hat sich deshalb bei der Nato beschwert, aber Athen weist den Vorwurf zurück.