Ermittlungen

Zehn Tote, 13 Tatorte, zwei flüchtige Täter: Messerattentat schockt Kanada

Die Ermittlungs- und Tatortteams der kanadischen Polizei sind an 13 verschiedenen Schausplätzen gefordert.
Die Ermittlungs- und Tatortteams der kanadischen Polizei sind an 13 verschiedenen Schausplätzen gefordert.IMAGO/ZUMA Press
  • Drucken

In einer Kleinstadt und in einem Reservat in einer ländlichen Gegend Kanadas stachen Männer teils gezielt, teils wahllos auf ihre Opfer ein. Das Motiv könnte in Zusammenhang mit Drogen stehen. Gefahndet wird nach zwei Männern im Alter von 30 und 31 Jahren.

Bei einer Serie von Messerangriffen in einer ländlichen Gegend Kanadas sind mindestens zehn Menschen getötet worden. 15 Verletzte seien zudem zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Polizei in der Provinz Saskatchewan am Sonntag mit. "Wir haben 13 aktive Tatorte, an denen wir ermitteln", sagte Polizistin Rhonda Blackmore. Die Polizei leitete eine Fahndung nach zwei männlichen Verdächtigen im Alter von 30 und 31 Jahren in einem schwarzen SUV ein.

Zu einem Motiv machte Blackmore zunächst keine Aussage. "Es hat den Anschein, dass einige der Opfer gezielt und einige zufällig ausgewählt wurden", sagte Blackmore. "Daher wäre es zum jetzigen Zeitpunkt äußerst schwierig, ein Motiv zu nennen." Die Polizei rechnet mit weiteren Verletzten, die aus eigener Kraft Krankenhäuser aufgesucht haben.

Die Opfer seien im für indigene Einwohner ausgewiesenen Reservat "James Smith Cree Nation" mit einer Bevölkerungszahl von rund 3400 und im 200 Einwohner-Dorf Weldon angegriffen worden, berichteten kanadische Medien. In einer Erklärung der indigenen Vertreter hieß es, dass die Angriffe möglicherweise mit Drogen im Zusammenhang stehen. "Dies ist die Zerstörung, die wir erleben, wenn gefährliche illegale Drogen in unsere Gemeinschaften gelangen", sagte die Federation of Sovereign Indigenous Nations. Die Gruppe vertritt 74 indigene Gruppen in Saskatchewan.

Mehrere Tatorte

Der erste Notruf war um 5.40 Uhr morgens eingegangen, in den darauffolgenden Minuten wurden weitere Angriffe von Tatorten in der Nähe gemeldet. Kurz nach sieben Uhr gab die Polizei eine erste Warnung an die Bevölkerung heraus. Vier Stunden später sollen die beiden Verdächtigen in der knapp 300 Kilometer weiter südlich gelegenen Provinzhauptstadt Regina gesehen worden sein.

Die Polizei suche in der Provinz Saskatchewan und in den angrenzenden Provinzen Manitoba und Alberta nach den beiden Verdächtigen. Die Fläche dieser drei Provinzen in der Mitte Kanadas ist mehr als fünfmal so groß wie die Fläche Deutschlands. "Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Hinweise darauf, dass sie in eine andere Provinz gereist sind, aber da sie sich in einem Fahrzeug befinden, können wir nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wo sie sich gerade befinden", teilte Blackmore weiter mit. "Die Priorität liegt jetzt darin, sie ausfindig zu machen und sicherzustellen, dass wir sie in Gewahrsam haben.“ Beide mutmaßlichen Täter haben denselben Nachnamen, ihre Beziehung zueinander blieb vorerst unklar. Ein klares Motiv gebe es nicht. Man gehe davon aus, dass beide Flüchtigen bewaffnet und gefährlich seien.

Die leitende Polizistin Rhonda Blackmore präsentiert die Fahndungsbilder der zwei flüchtigen Verdächtigen.
Die leitende Polizistin Rhonda Blackmore präsentiert die Fahndungsbilder der zwei flüchtigen Verdächtigen.IMAGO/ZUMA Press

„Schrecklich und herzzerreißend“ 

Besonderes Augenmerk liegt auf der Provinzhauptstadt Regina mit etwa 230.000 Einwohnern. Dort waren die Menschen aufgerufen, an einem sicheren Ort zu verbleiben und keine Anhalter mitzunehmen. Es seien außerdem zusätzliche Einsatzkräfte zu einem Spiel in einem Football-Stadion beordert worden, hieß es.

"Die Angriffe in Saskatchewan am heutigen Tag sind schrecklich und herzzerreißend", schrieb der kanadische Premier Justin Trudeau auf Twitter. "Ich denke an jene, die geliebte Menschen verloren haben und jene, die verletzt worden sind."

Auch die Identitäten einiger der Opfer werden mittlerweile bekannt. Calvin Sanderson, einer der gewählten Führer der drei Gemeinden, die die James Smith Cree Nation bilden, sagte der „Associated Press“ über die Auswirkungen der Anschläge auf die eng verbundene Gemeinschaft: "Jeder ist betroffen. (...) Es waren unsere Verwandten, Freunde. Wir sind alle miteinander verwandt, deshalb ist es sehr schwer ... Es ist ziemlich schrecklich."

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kanada

Blutbad in kanadischem Indigenen-Reservat

Zehn Menschen fielen Messerattentaten in Gemeinden der James Smith Cree Nation zum Opfer. Das Motiv der beiden Verdächtigen blieb zunächst im Dunkeln.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.