Kulturerbe

„Einstellung von ORF.at kommt nicht infrage“

ORF-Chef Roland Weißmann über das lange Warten aufs ORF-Gesetz und die neuen Ressortleiter im Newsroom.

Dass die geplante Novelle des ORF-Gesetzes ständig für Diskussionen sorgt, liegt vor allem an der schon länger dauernden Ungewissheit, wie genau sie aussehen wird. Und ob auch die Zeitungsverleger mit ihren Forderungen bedient werden – etwa jener, den ORF in seinem Onlineauftritt in die Schranken zu weisen –, damit ihnen im wirtschaftlichen Tauziehen gegen das überwiegend mit Gebühren finanzierte Gratisangebot des Öffentlich-Rechtlichen im Internet nicht die Luft ausgeht. „Ich teile diese Einschätzung nicht“, sagt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann dazu. „Es gibt so viel Gratisinformation im Netz. Die Frage ist nur, welche journalistische Qualität sie hat.“ ORF.at werde von den Nutzern sehr geschätzt. Wird es einen Kompromiss geben? Der ORF sei hinsichtlich Anpassungen gesprächsbereit, aber: „Eine Einstellung von ORF.at kommt für uns nicht infrage. Ich sehe nicht, wem damit gedient wäre.“

Audio-App „Sound“ startet

Er habe auch keine zeitliche Prognose, wann das neue Gesetz fertig sein wird, so Weißmann. SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer hatte ihm in der „Presse am Sonntag“ vorgeworfen, „zu wenig Druck“ auf die Politik aufzubauen. Weißmann will das „nicht kommentieren“. Man sei „auf einem guten Weg“. Vor allem im Onlinebereich seien die geltenden gesetzlichen Regelungen nicht mehr zeitgemäß, sagt er. Mit welchen Regelungen er rechnet? „Nur zwei Beispiele: Es ist anachronistisch, dass der ORF seine Produktionen nach sieben Tagen ins Archiv stellen muss. Oder dass der ORF jeden Clip, den er online zeigen will, vorher in einem linearen Programm ausgestrahlt haben muss. Hier brauchen wir mehr Spielraum.“

Gleichzeitig arbeitet der ORF an der Entwicklung des geplanten ORF-Players und seiner Streaming-Inhalte: Am 13. September geht die Audio-Plattform „Sound“ an den Start, eine App, über die man die Live-Radiosender des ORF und seine Podcasts hören kann. Für Weißmann „ein weiterer Entwicklungsschritt des ORF hin zur Public-Service-Plattform“. Vom Publikum weitgehend unbemerkt sind die ORF-Medien in den vergangenen Monaten näher zusammengerückt: Bereits im Juni wurde der Newsroom am ORF-Medienkampus bezogen, wie das ORF-Zentrum am Küniglberg jetzt genannt wird. Er dient der übergreifenden Zusammenarbeit von Radio, TV und Online im Bereich der Information.

Multimediale Ressortleiter für Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik gibt es aber noch immer nicht. Wann werden diese Posten ausgeschrieben und besetzt? Weißmann sieht sich durch den „reibungslosen Start“ des Newsrooms darin bestätigt, hier „nichts übers Knie zu brechen“. Die Leitung des Newsdesks (der die Nachrichtenlage beobachtet und aktuelle Meldungen schnell an alle Kanäle und Sendungen des ORF weiterleitet) sei besetzt worden (mit Ö3-Infochef Sebastian Prokop), ebenso das Redaktionsmanagement des Newsrooms (mit Barbara Stanton). Die multimedialen Ressortleiter „folgen in den kommenden Monaten“, verspricht Roland Weißmann.

Er wird bei der Austria-Gala zum ersten Mal den Preis in der Kategorie „Kulturerbe“ überreichen. Als ganz persönliche Helden nennt er die vielen Freiwilligen, die ihren Dienst an der Allgemeinheit leisten: „Das finde ich beeindruckend.“ Im Bereich Kulturerbe nennt er Musik, Literatur, das Theater, outet sich als Filmfan und schwört auf Dokus. „In letzterem Bereich kommt auch dem ORF mit seinem umfangreichen Archiv als audiovisuellem Gedächtnis des Landes große Bedeutung zu.“ Das sei „eine schöne Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen“. Vorjahres-Gewinnerin Mavie Hörbiger hatte in ihrer Dankesrede gesagt: „Unser Erbe bedeutet Verantwortung und Verpflichtung“, und zwar zum Handeln.
„Wenn es ums Handeln geht“, sagt Weißmann, „dann ist für mich vor allem das Wie ausschlaggebend: Das bedeutet, dass man niemals aus Angst, Verärgerung oder Wut heraus handeln sollte, sondern mit Ruhe und Gelassenheit.“

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