Premiere

"Ingolstadt": Weltuntergangsstimmung im Burgtheater

Burgtheater / Matthias Horn
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Nach den Aufführungen bei den Salzburger Festspielen ist „Ingolstadt“ in Wien gelandet. Die Vermengung zweier Dramen von Marieluise Fleißer in der Inszenierung Ivo van Hoves wird trotz des hohen spielerischen Niveaus zur Qual.

Man stelle sich vor: Da möchte ein Künstler zwei Dramen zu einem episch-theatralischen Ganzen vermischen. Sagen wir „Im Dickicht der Städte“ mit „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. Warum denn nur, um Brechts Baal willen? Und er erklärt: In beiden kommen Städte vor. Verrückt, nicht wahr? Mit Dramen Marieluise Fleißers wurde eben erst genau dies gemacht. Der Dramaturg Koen Tachelet hat ihr 1926 uraufgeführtes Debüt „Fegefeuer in Ingolstadt“ mit „Pioniere in Ingolstadt“ (1928) gekreuzt und aus zwei recht kurzen Texten einen neuen gebastelt. Ivo van Hove hat ihn inszeniert. Über die Motive kann man nur mutmaßen. Männliche Selbstüberschätzung? Ein Rettungsversuch? Auch der von der Autorin verehrte Bertolt Brecht, der schon beim „Fegefeuer“ mitmischte, hat eine zweite Fassung der „Pioniere“ brutal verändert und skandalisiert (bei Fleißers dritter Fassung von 1968 war er längst tot.)

Die Schwangere und der Außenseiter

Aber warum nun diese Melange im Jahre 2022? Lassen sich vielleicht so für Liebhaber der expressiven Zwanzigerjahre zwei unterschätzte, fast vergessene Werke zu einem stärkeren „Ingolstadt“ verschmelzen? Leider hat die Vereinigung dieses Doppels etwas ganz anderes bewirkt: Die halbe Spannung bei Verdoppelung der Fadesse – sodass sich jene bösen Geister bestätigt fühlen, die diese Texte bereits zum alten Eisen zählen, das man vergessen kann.

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